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ERICH WEINBERGER

Unternehmer

Edition: Wasserburg a. Inn 2005

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Im Jahre 1965 neu eröffnet, wird das Autohaus Weinberger in diesem Jahr 40 Jahre alt. Der von Erich Weinberger sen. gegründete Ein-Mann-Betrieb wuchs seither kontinuierlich. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen, das die beiden Marken Toyota und Lexus vertritt, an den beiden Standorten Wasserburg und Rosenheim über 40 Mitarbeiter. Für den reibungslosen Ablauf und das Zusammenspiel aller Geschehnisse in beiden Häusern zeichnet heute Erich Weinberger jun. verantwortlich. Verleger Ralf Hansen besuchte den dynamischen Jungunternehmer und führte mit ihm ein Gespräch über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des erfolgreichen Autohauses.

 

Herr Weinberger, herzlichen Glückwunsch zum 40. Geburtstag Ihres Autohauses. Wann stand für Sie fest, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten, der dieses Unternehmen aufgebaut hat?

Besten Dank für Ihre Glückwünsche. Schon seit meiner Kindheit war mir eigentlich bewußt, daß ich meine berufliche Zukunft hier in diesem Autohaus verwirklichen möchte. Aus dem Wunsch ist dann irgendwann auch Realität geworden.

Ein paar Worte zu Ihrer Firmenchronik.

Das Unternehmen wurde 1965 durch meinen Vater gegründet. Von einem Ein-Mann-Betrieb ist es im Laufe der vielen Jahre stetig gewachsen und zählt heute zu den führenden Häusern dieser Region. Von der Färbergasse in der Altstadt, wo der Betrieb seinen Gründungsstandort hatte, erfolgte 1970 der Umzug in den Neubau am Schiffsmühlenweg. Das Autohaus vertrat zur damaligen Zeit die Firmen Chrysler und Simca. 1981 fand dann der Fabrikatswechsel zu Toyota statt, und 1993 wurde der Neubau an der Eiselfinger Straße eröffnet. Im Jahre 2001 übernahm ich das Autohaus von meinem Vater, 2004 eröffneten wir den Betrieb in Rosenheim und erhielten zeitgleich dazu den neuen Status als Gruppenhändler für Südostbayern. Mittlerweile zählt das Autohaus Weinberger zu den 30 größten Toyota-Händlern in Deutschland.

Sie haben mit Ihrem Neubau sehr viel investiert, sind ein hohes Risiko eingegangen. Hat sich’s rentiert?

Auf alle Fälle. Der Neubau war eine notwendige Investition in die Zukunft, die das enorme Wachstum der Firma erst möglich gemacht hat.

Welche Herausforderungen sehen Sie mittelfristig für den Automobilhandel?

Der Automobilhandel ist so stark im Umbruch wie noch nie. In der Zukunft, ich spreche hier von den nächsten vier oder fünf Jahren, wird sich sicherlich noch sehr viel mehr verändern. Und das in einem Tempo, daß der Entwicklung der gesamten letzten 30 Jahre entsprechen wird. 

Das bedeutet konkret?

Zukünftig wird es immer weniger Händler vor Ort geben. Diejenigen, die überbleiben, werden zunehmend größer und stärker und teilweise auch an mehren Standorten vertreten sein. Kurzum, in einer Stadt von der Größe Wasserburgs werden zukünftig nicht mehr alle Automarken vertreten sein.

Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Herstellerbindung von Händlern? Sollen Autohäuser sich stärker am Image der Hersteller orientieren oder eher ein eigenständiges Image aufbauen? 

Beides ist wichtig, sowohl das Händlerimage als auch die Marken-CI der Hersteller. Das Markenversprechen bei Toyota basiert vor allem auf die Qualität der Fahrzeuge, was in der Werbung ja auch immer wieder verdeutlicht und im Alltag auf den Straßen bestätigt wird. Wir als Händler und Werkstatt sind diesem Markenversprechen natürlich sehr eng verbunden und als unmittelbarer Gesprächspartner des Kunden sehr stark an einem positiven Image interessiert. Der Kunde muß sich mit „seinem“ Autohaus einfach identifizieren und ein gewisses Maß an Vertrauen aufbauen können.

Ist es richtig, daß das Angebotsverhalten eher herstellergetrieben und abwicklungsorientiert und nicht auf den „akquisitorischen Kundenfang“ ausgerichtet ist?

Nicht bei Toyota. Im Gegensatz zu anderen Automobilherstellern wird in diesem Unternehmen nur das produziert, was wirklich verkauft wird. In der Regel gilt für Toyota: „Ein Auto weniger, als verlangt wird“.

Spielt es bei der geringen Angebotserfolgsquote nicht auch eine Rolle, daß sich der Kunde von immer mehr Anbietern der gleichen Marke und auch Anbietern anderer Marken Angebote erstellen läßt?

Es ist schon richtig so, daß sich der Kunde heute zahlreiche Angebote von verschiedenen Marken erstellen läßt. Er ist heute jedenfalls sehr viel besser informiert, als noch vor zehn Jahren. Philosophie unseres Hauses ist es, unseren Kunden das beste Preis/Leistungsverhältnis zu bieten. Wir haben aber die wichtige Erfahrung gemacht, daß der Preis nicht das entscheidende Kriterium darstellt, sondern vielmehr das Produkt selbst und der angebotene Service.

Es macht sich die Unart breit, Händlerpreise herunterzuhandeln. Wie weit gehen Sie bei diesem Spiel mit?

Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir unseren Kunden immer einen guten Preis zu machen. Wir werden aber sicherlich nicht die billigsten Anbieter sein, weil dies nicht der Philosophie unseres Hauses entspricht.

Lassen sich Pkw in Lounges oder bei besonderen Events besser verkaufen als im klassischen Autohaus?

Bei Events und Lounges lassen sich vor allem Emotionen erwecken, die eine Bindung zur Marke und zum Autohaus zur Folge haben. Der Verkauf ist bei derartigen Veranstaltungen eher zweitrangig.

VW und Audi sind räumlich bereits getrennt worden, wird dies auch für Toyota und Lexus in Frage kommen?

In unserem Rosenheimer Unternehmen haben wir diese Philosophie bereits verwirklicht.

Toyotas Werke gelten in Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit als das Maß der Branche. Ein Blick hinter das Erfolgsgeheimnis?

Das Geheimnis läßt sich einfach erklären: Jeder Mitarbeiter am Band kann die Produktion stoppen, wenn er einen Fehler erkennt. Der Fehler wird dann sofort behoben und nicht erst wenn das Fahrzeug fertig ist.

Es gibt Fahrzeuge, die ihrem Fahrer eine gewisse Erotik vermitteln, zum Beispiel Ferrari, auch einige Fahrzeuge von Mercedes oder auch Jaguar. Steht da Toyota nicht etwas im Abseits?

Wahrscheinlich haben Sie noch nie in einem dieser neuen schnittigen Lexus-Fahrzeuge gesessen, denn die können da sicherlich sehr gut mithalten.

Können Sie mir ein paar Daten und Zahlen Ihres Autohauses vermitteln?

Im Jahr 2004 haben wir über 1.200 Neufahrzeuge ausgeliefert. Unsere Planung für das Jubiläumsjahr 2005 liegt bei 1.500 Fahrzeugen und unser Ziel ist es, bis zum Jahre 2010 jährlich über 2000 Neufahrzeuge zu vermarkten.

Gibt es spezielle Angebote für das Jubiläumsjahr?

Die gibt es in der Tat. Übers Jahr wird es ständig wechselnde „40-Edition-Modelle“ in limitierter Auflage und zu einem Extra-Preis-Vorteil geben.

Ein paar Daten zu Ihrer Person und zu Ihrem persönlichen Werdegang?

Ich bin 32 Jahre alt und ledig, habe den Beruf des Kfz-Mechanikers gelernt und anschließend die praktische Erfahrung gesammelt. Nach der Meisterprüfung in München mit der Auszeichnung des Bayerischen Meisterpreises habe ich dann zahlreiche, von Toyota angebotenen Trainings- und Schulungsmaßnahmen für das Vertriebsmanagement durchlaufen und bin mittlerweile jüngster Gruppengründer Deutschlands.

Wie sehen Sie Ihr persönliches Engagement: Sind Sie Autohändler, Vertreter, Unternehmensmanager oder Verwaltungsbeauftragter?

Eigentlich von allem etwas.

Wie lautet die Philosophie Ihres Autohauses?

„Durch Leistung überzeugen, nicht durch große Worte“.

Verkaufen Sie Autos auch ins Ausland?

Wir engagieren uns europaweit, haben aber auch schon Fahrzeuge in die Dominikanische Republik und sogar nach Japan verkauft.

Wer zählt hauptsächlich zu Ihren Kunden?

Unsere Kundenklientel besteht zum größten Teil aus Endverbrauchern, aber auch die Zahl der gewerblich tätigen Kunden nimmt immer mehr zu.

In diesem Jahr fährt Ralf Schumacher für Toyota in der Formel Eins. Was bedeutet das für den Absatz Ihrer Fahrzeuge?

Das Image der Formel Eins ist für Toyota und somit auch für uns sehr wichtig, und die Erfolge, die in der laufenden Saison erzielt wurden, haben sich bereits positiv auf das Marken-image ausgewirkt.

Ist die Käuferschar dadurch jünger geworden?

Ja, das Durchschnittsalter der Toyota-Fahrer bundesweit gesehen, ist seit der Verpflichtung für die Formel Eins jünger geworden.

Wieviele Mitarbeiter beschäftigen Sie?

Wir beschäftigen in beiden Unternehmen über 40 Mitarbeiter.

Wie sieht es in Ihrem Hause mit der Ausbildung von Lehrlingen aus?

Wir beschäftigen durchschnittlich zwölf Lehrlinge in Berufen des Kfz-Handwerks.

Was fasziniert Sie an Toyota?

Die Qualität.

Sehen Sie sich selbst als klassischen Toyota-Fahrer?

Ja.

Wie beurteilen Sie die Wiederverkaufswerte japanischer Fahrzeuge? 

Man kann nicht einfach den Wiederverkaufswert aller japanischer Fahrzeuge pauschalieren, denn der Wiederverkaufswert eines Toyota ist der Beste unter allen und teilweise sogar höher, als bei deutschen Fabrikaten.

Unabhängig von Ihrer Markentreue zu Toyota, was wäre ihr ganz persönlicher Traumwagen?

Zur Zeit ist es Lexus SC 430 Cabrio.

Was bringt ein Tempolimit auf deutschen Straßen? Ausfahren können Sie die Autos ja schon lange nicht mehr.

Ich plädiere nicht für ein Tempolimit. Die deutschen Autobahnen gelten als die besten der Welt und bieten sehr gute Voraussetzungen dafür, auch einmal schneller zu fahren, als die anderswo geltenden 130-Km/h-Richtlinien.

Fünf Euro für einen Liter Benzin, glauben Sie, daß das in zehn Jahren Realität werden wird?

Das glaube ich eher nicht. Sollte dies jedoch kommen, können wir bei Toyota und Lexus den Hybridantrieb bereits jetzt schon anbieten. Hybrid ist die Zukunft.

Wäre eine Null-Promille-Grenze wünschenswert?

Alkohol am Steuer lehne ich eindeutig ab, aber ich denke, daß die Gesetzeslage jetzt schon relativ streng gestaltet ist.

Was bedeutet Ihnen persönlich der Standort Wasserburg a. Inn?

Wasserburg ist der Stammsitz unseres Autohauses, hier wurde es gegründet, hier ist es gewachsen und hier wird auch zukünftig der Hauptsitz des Unternehmens bleiben.

Was wäre Ihrer Meinung nach in Wasserburg aus wirtschaftlicher Sicht verbesserungsfähig?

Ich wünsche mir zukünftig etwas mehr unternehmerisches Denken in Wasserburg, um das Potential, das wir hier bieten könnten, voll wahrnehmen zu können. Und ich wünsche mir, daß wir hier in Wasserburg langfristig gesehen wieder zu einem Wirtschaftsmittelpunkt werden. Die Voraussetzungen dazu haben wir, nur irgendwie kommt es mir manchmal vor, als liegen wir im „Dornröschenschlaf“, mit gewissen Ausnahmen natürlich.

Decken Sie auch Ihren persönlichen Bedarf in Wasserburg?

Zum größten Teil ja, allerdings bekommt man hier nicht immer alles und muß das Ein oder Andere auch mal auswärts kaufen.

Die Wirtschaft krankt bundesweit, woran liegt’s Ihrer Meinung nach?

In erster Linie an der Verunsicherung der Bürger. Es vergeht doch kaum ein Tag, an dem uns über die Medien nicht irgendeine negative Meldung erreicht. Politisch gesehen brauchen wir wieder eine Regierung, die uns Mut macht ungezwungener zu leben. Geld ist ausreichend da, aber es wird leider zu wenig ausgegeben.

Eine Frage betreffend der Zukunft. Wird es je eine Alternative zum Auto geben?

Ich glaube nicht. Die Zukunft wird eindeutig der Hybrid-Antrieb sein. Die Menschen legen heute mehr als je zuvor Wert auf eine individuelle Lebensweise und erst mit einem Fahrzeug kann man diese Individualität auch leben.

Herr Weinberger, welche Pläne hegen Sie für die Zukunft?

Gemeinsam mit unserem Mutterkonzern wollen wir Lexus zu einem der führenden Anbieter von Luxusfahrzeugen machen. Dabei gehen wir mit großem Optimismus an diese große Aufgabe, denn wir verfügen über das notwendige Rüstzeug, nämlich über Fahrzeuge, die sich auszeichnen durch anspruchsvolles Design und überlegene Technik. Darüber hinaus wollen wir den Standort Wasserburg zukünftig sukzessiv ausbauen. Derzeit sind wir hinter Volkswagen noch die Nummer Zwei, doch unser Ziel ist es, die Nummer Eins in dieser Region zu werden.

Wie wollen Sie das erreichen?

Durch mehr Verkaufsfläche, mehr Mitarbeiter und mit immer neuen Ideen. Bei der Umsetzung dieses Zieles sind mir vor allem aber motivierte Mitarbeiter wichtig.

Was unterscheidet Sie von anderen Autohäusern?

Was uns, wie ich meine, am meisten unterscheidet, ist die Fülle von Ideen und Aktionen, die wir ständig umsetzen. Dazu gehören zum Beispiel ein Off-Road-Training für eine bestimmte Klientel unseres Hauses sowie Einladungen zu den verschiedensten Events. In diesem Jahr waren wir beispielsweise Sponsor des Biathlon-Weltcups in Ruhpolding und stellten dort den Shuttle-Service für die geladenen VIP-Gäste zur Verfügung. Unsere Ideen gehen sogar bis ins kleinste Detail, in dem wir unseren Kunden hier im Autohaus italienische Kaffeespezialitäten anbieten, wenn Sie uns besuchen. 

Ist das Internet eine große Konkurrenz?

Für uns stellt das Internet sicherlich keine Konkurrenz dar, denn wir vermarkten selbst bereits 30 Prozent unserer Fahrzeuge über diese Schiene.

Zum Abschluß zehn Begriffe, die Sie bitte mit Ja oder Nein beantworten: Toyota ist für mich das Beste, was sich auf unseren Straßen tummelt.

Ja.

Mit einem geliehenen Rolls-Royce bekommt man auf der ganzen Welt mehr Kredit, als mit einem bezahlten Toyota.

Ja.

Lexus ist nobler als Toyota.

Ja.

Nachts fahre ich manchmal heimlich Marken der Konkurrenz.

Auch am Tag, um Vergleiche anstellen zu können.

Meine Arbeit läßt mir zu wenig Zeit für das Privatleben.

Ja.

Kunden und Mitarbeiter versuche ich immer mit klarem Sachverstand zu überzeugen.

Ja.

Sind Sie Kritik gegenüber offen?

Ja.

Eines Tages wird der Handel überflüssig und wir mutieren zu reinen Reparaturwerkstätten.

Nein.

Meiner Familie wäre es lieber, wenn ich öfters zuhause wäre.

Ja.

Eigentlich bräuchten wir hier mehr Verkaufsfläche.

Ja.

Manchmal würde ich am liebsten alles verkaufen.

Nein.

Herr Weinberger, besten Dank für dieses Interview.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG