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JOSEF SCHADHAUSER

Sportphysiotherapeut
Edition: Traunreut 2000

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Seit mehr als 20 Jahren betreut der Altenmarkter Josef Schadhauer Spitzensportler aus dem gesamten Bundesgebiet. Ende dieses Jahres eröffnet er in Traunreut ein Gesundheitszentrum Die STADTBROSCHÜRE sprach mit ihm über sein Leben, seine Erfolge, über Boris Becker und auch über die Aufgaben und die Zukunft seines Unternehmens.

 

Herr Schadhauser, wie gefällt Ihnen unser Arbeitstitel »Nur der Mensch zählt«?

Diese Aussage ist ganz in meinem Sinne. Ich konnte natürlich während meines Lebens sehr viele Persönlichkeiten kennen lernen, in erster Linie habe ich mir aber das Ziel gesetzt, der Gesundheit aller Menschen zu dienen.

Zu Beginn der Akquisition zu unserer STADTBROSCHÜRE erfragen wir bei unseren Kunden und Lesern immer einen Wunschkandidaten für unser Interview. Dabei fiel in diesem Jahr immer wieder Ihr Name. Macht Sie das ein wenig stolz?

Es macht mich sicherlich auch etwas stolz, daß Ihnen meine Name öfters genannt wurde. Ich glaube aber, daß es wohl nicht nur daran liegt, daß mich die Medien hin und wieder lobend erwähnen, wenn es um die Lösung ganz spezieller Aufgaben geht, für die ich als Chefphysiotherapeut des Deutschen Zehnkampfteams verantwortlich bin. Ich glaube ganz einfach, daß ich meine Arbeit seit immerhin schon 23 Jahren ganz gut mache. Zu mir kommen ja nicht nur Spitzensportler wie Boris Becker, Bernhard Trares, Jens Jeremies, Heike Drechsler, Grit Breuer oder Bruno Labbadia, sondern auch ganz »normale« Menschen wie Sie und ich. Es ist auch ganz bestimmt nicht meine Art, mit gewissen Namen zu kokettieren. Trotzdem läßt es sich meistens nicht vermeiden, daß der eine oder andere Spitzensportler hier im Wartezimmer Platz nehmen und warten muß, bis er an der Reihe ist. Daß das anderen Patienten nicht verborgen bleibt, ist klar. Und so spricht sich das dann natürlich auch herum.

Sind Prominente die schwierigeren Patienten?

Nein. Je größer der Klang eines Namens, desto einfacher die Person, sagen wir das mal so. Für mich steht sowieso nur der Mensch im Vordergrund, wie ich schon festgestellt habe, nicht seine Herkunft oder seine beruflichen Erfolge.

Welche Voraussetzungen muß man erfüllen, um in den Kader der National- oder Olympiamannschaft aufgenommen zu werden?

Wer sich für diesen Beruf interessiert, sollte zunächst einmal eine fundierte Ausbildung haben. Natürlich sollte er sich auch für den Sport interessieren. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, daß man sich ständig weiterbilden sollte, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

Zu Ihnen kommen ja nicht nur Spitzensportler, sondern auch viele andere Prominente. Spricht sich der Name einfach herum?

So wird’s wohl sein. Aber dieses Phänomen ist ja wohl in allen anderen Branchen gleich.

Zu Beginn dieser außergewöhnlichen Karriere muß es ja wohl irgendwann einmal zu einem Schlüsselerlebnisgekommen sein?

Schon während meiner Ausbildung hatte ich das große Glück, Manfred Schnelldorfer, den ehemaligen Eiskunstläufer zu begegnen. Schnelldorfer betrieb vor vielen Jahren in München eine Show namens »Holiday on ice« und beschäftigte dazu zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus der Eiskunstlaufszene. Neben meiner schulischen Ausbildung wollte ich mir einfach ein paar Mark dazuverdienen und deshalb nahm ich Schnelldorfers Angebot, für seine Show als Masseur tätig zu sein, dankend an. Während dieser Zeit lernte ich, mit Sportlern umzugehen und ich konnte schon damals bereits erste Kontakte knüpfen. 1990 erreichte mich ein Telefonat mit Klaus Marek, dem damaligen und jetzigen Bundestrainer der Mehrkämpfer, bei dem er mich um meine Mithilfe bei der Betreuung seiner Athleten bat. Voraussetzung für diese Tätigkeit war allerdings eine zusätzliche Sportphysiotherapieausbildung des Deutschen Sportbundes, die ich dann natürlich auch gemacht habe, weil ich mich auf diese Sparte meiner Arbeit ganz besonders gefreut habe.

War das der Beginn Ihrer Karriere?

Ich würde mal sagen, daß ich damit den Grundstein gelegt habe. Es ist aber sicherlich auch so, daß jeder der fleißig ist und sich permanent weiterbildet, Karriere machen kann. Das gilt sowohl für meinen, wie auch für jeden anderen Beruf.

Die Wände Ihres Hauses schmücken zahlreiche Bilder mit Pro- minenten, und die waren allesamt schon hier in Altenmarkt?

Ja natürlich. Ich kann doch nicht überall persönlich hinfahren, da hätte ich viel zu tun, schließlich gehe ich ja hier einem Beruf nach, der meinen vollen Einsatz verlangt.

Aber Boris Becker war doch sicherlich nicht hier bei Ihnen?

Natürlich war er hier. Boris, das darf ich gestehen, ist aber auch einer der ganz wenigen, für die ich mir Zeit nehme, um seiner Einladung zu folgen. Zum Beispiel nach Wimbledon, wo wir viele schöne Tage miteinander verbracht haben.

Becker hat doch seinen eigenen Sport-Physiotherapeuten im Gepäck.

Stimmt. Trotzdem bat er mich in besonderen Notlagen zum Beispiel nach Monte Carlo oder nach Wimbledon. In Wimbledon hat er mir eine Suite mit fünf Zimmern zur Verfügung gestellt - ehrlich gesagt, ich wusste gar nicht wo ich mich überall aufhalten sollte. 

REHA ist ein richtiges Modewort. Wird der Beruf jetzt salonfähig?

Ich möchte das mal so ausdrücken: Nicht überall ist »Reha« drin, wo »Reha« draufsteht. Bei einem von den Krankenkassen und von den Be- rufsgenossenschaften zugelassenen Ambulanten Rehabilitationszentrum müssen die Therapeuten ganz besonders hohe Anforderungen erfüllen.

Was geschieht mit den Praxisräumen in Altenmarkt?

Die bleiben weiterhin bestehen, allerdings in verkleinertem Maße.

Kommen wir zu Ihrer Person: schildern Sie uns doch mal Ihren ganz persönlichen Lebenslauf.

Mein Vater ist einechter »Altenmarkter«. Ich selbst bin in Kirchstein am Waginger See zur Welt gekommen, zur Schule gegangen bin ich dann schon hier. Meine Prüfung zur Mittleren Reife habe ich in München abgelegt, danach habe ich eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Alzmetall absolviert. Irgendwann bin ich dann zu dem Entschluß gekommen, daß dies nicht unbedingt mein Traumjob fürs Leben war. Obwohl, sie werden es nicht glauben, die Ausbil- dung zum Maschinenschlosser kommt mir in meiner heutigen Funktion noch zu gute, weil man dabei das mechanische Denken zur manuellen Therapie erlernt. Im Anschluß an diese Ausbildung war ich bei Heidenhain in Traunreut als technischer Angestellter tätig. Erst danach habe ich mich dazu entschlossen, meinen jetzigen Beruf zu erlernen. Zuerst habe ich die Massageschule besucht, 1974 die Prüfung absolviert, 1980 folgte die Ausbildung zum Physiotherapeuten an einer internationalen Schule in Amsterdam. Die deutsche Ausbildung wurde dann 1987 nachgeholt. 

Wann haben Sie Ihre Praxis hier in Altenmarkt eröffnet?

Das war 1977, gemeinsam mit meiner Frau, die im gleiche Haus eine Drogerie und ein Reformhaus betrieb. 1990 eröffnete ich im jetzigen Gebäude das REHA-Zentrum.

Haben Sie sich auf spezielle Sportarten spezialisiert?

Nein, eigentlich nicht, ich betreue Sportler aus allen Bereichen. Zu mir kommen sowohl die Tennisspieler als auch die Fußballer und die Leichtathleten.

Bei welchen sportlichen Großereignissen waren Sie mit dabei und an welche erinnern Sie sich besonders gerne?

Ich habe als Chefphysiotherapeut der Zehnkämpfer sicherlich viele schöne Erlebnisse gehabt, aber ganz besonders hat mich der Erfolg des TSV 1860 München gefreut. Der gerade Aufstieg von der Bayernliga direkt in die Bun- desliga war schon sehr beeindruckend. Ich habe während dieser Zeit alle Sportler des Vereins betreut, bis zum Fall Manni Schwabl.

soll heißen...?

Soll heißen, daß ich die Art und Weise, wie er behandelt wurde, nicht gut gefunden habe. Manni Schwabl, zu dem ich ein ganz persönliches Verhältnis hatte, war ein sympathischer, immer aufgeschlossener und lustiger Mensch, der es einfach nicht verdient hat, so abgeschoben zu werden. Ich habe auch den Aufstieg des Zehnkämpfers Paul Maier vom Nobody zum Bronzeme- daillengewinner bei der Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart miterlebt, war beim Gewinn der Vizemeisterschaft des Eishockey-Sportbundes Rosenheim dabei, aber auch beim freiwilligen Abstieg. Nach dem Abstieg wechselten die meisten Spitzensportler zu Hedos München und auch ich ging mit. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit Hedos München war auch ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte.

Sie waren auch bei den Olympischen Spielen in Atlanta.

Richtig. Und nicht nur der Gewinn der Silbermedaille des Zehnkämpfers Frank Busemann ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, die ganzen Spiele haben mich fasziniert. Die Atmosphäre, die vielen Sportler, das Land und die Menschen dort. Ich freue mich jetzt auch schon wieder auf die Spiele in Sydney.

Im Laufe dieses Jahres werden Sie ein Reha-Zentrum in Traunreut eröffnen. Gab es denn hier in Altenmarkt keine echte Alternative?

Zunächst möchte ich einmal betonen, daß es sich bei diesem Projekt um ein Gesundheitszentrum handelt, an dem sieben Ärzte, bis auf einen allesamt aus Traunreut, beteiligt sind. Eine echte Alternative in Altenmarkt gibt es nicht, weil wir zum Gelingen des Projektes schon eine größere Stadt brauchen. Altenmarkt wäre für die Realisierung dieser Idee einfach zu klein. Und so haben wir uns eben für größte Stadt des Landkreises entschlossen.

Welche Fachbereiche decken Sie dort ab?

Die Bereiche Orthopädie, Chirurgie, Innere Medizin, Naturheilverfahren, Magnetresonanz und Computertomographie sowie den Bereich Neurologie.

Wo wird dieses Gesundheitszentrum gebaut?

Es wir gegenüber der Traunpassage entstehen und trägt den Namen »Traun-Med«. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kurze Wege für die Patienten durch Konzentration von Spezialisten an einem Ort. Natürlich wird auch der Verwaltungsaufwand geringer und auch die Benutzung aller medizinischen Geräte wird intensiver und dadurch kostengünstiger.

Wie entstand die Idee dazu?

Ganz einfach: am Biertisch. Zwei Traunreuter Orthopäden und ich haben uns darüber unterhalten und aus der anfänglichen Idee wuchs im Laufe der Zeit die Realisierung.

Erfolg und Misserfolg liegen oft ganz nah beieinander. Gab es schon mal eine richtig große Panne?

Sportlich gesehen sicherlich. Bei der Weltmeisterschaft in Göteborg sind sowohl alle drei Zehnkämpfer als auch alle drei Siebenkämpferinnen ausgefallen. Bei den Damen war es so, daß Heike Drechsler das erste Mal als Siebenkämpferin an den Start gegangen ist, was für eine gewisse Unruhe in der Mannschaft gesorgt hat. Sabine Braun wollte ihr Bestes geben, kugelte sich aber beim Hochsprung den Daumen aus. Heike Drechsler trat sich kurz darauf mit den Spikes in den Fuß, was sofort eine Blutvergiftung nach sich zog und die Dritte im Bunde war trainingsmässig überhaupt nicht in der Lage, den Kampf zu bestreiten und durchzustehen.

Bei den Männern...

Paul Maier hat sich nach zwei Fehlstarts eine Leistenverletzung zugezogen und musste aufgeben, Torsten Dauth bekam einen grippalen Infekt und der Dritte hatte eine weiße Linie beim 400-Meter-Lauf übertreten, was zur Dis- qualifizierung führte.

Erfordert Ihre Arbeit mit den Spitzensportlern eine rege Reise- tätigkeit?

Schon. Ich habe aber das große Glück, daß sich all diese Ereignisse meistens am Wochenende abspielen, so daß ich meine berufliche Tätigkeit nur in ganz wenigen Ausnahmen unterbrechen muß.

Erzählen Sie uns doch mal eine nette Anekdote aus dem Leben?

Nachdem ich weiß, daß Consul Weyer Ihr Ziehvater ist, fällt mir natürlich ein, daß er versucht, das Bezahlen seiner Rechnungen immer gerne in Form von Autogrammen vorzunehmen. Nachdem ich ihm klar gemacht habe, daß wir hier keine Papierverwertung haben, zahlte er natürlich anstandslos. Ich habe auch das Gefühl, daß er sich damit immer nur einen Spaß erlauben will, aber manch einer fällt eben darauf rein.

Versuchen kann man es ja, und bisher ist er damit auch ganz gut gefahren. Wie kommen Sie denn mit Konkurrenz-Unternehmen klar? Haben Sie überhaupt Mitbewerber?

Konkurrenz gehört zum Geschäft und ich darf sagen, daß ich zu meinen Kollegen doch ein sehr gutes Verhältnis habe.

Was wird Ihr zukünftiges Unternehmen von anderen unterscheiden?

In Traunreut gab es ein Gesundheitszentrum dieser Art bisher gar nicht und mit Mitbewerbern aus anderen Städten stehen wir nicht in Konkurrenz. Wir nehmen in Traunreut auch niemanden etwas weg, weil fünfzig Prozent meiner Patienten über einhundert Kilometer weit entfernt wohnen. Die kommen teilweise aus Hamburg, aus Düsseldorf, Berlin oder aus München.

Welchen Stellenwert hat für Sie Traunreut als Einkaufsstadt?

Ich finde schon, daß Traunreut eine gute Einkaufsstadt abgibt. Ich komme jedenfalls sehr oft in diese Stadt.

Kommen wir noch einmal zum Thema »Traunreut«. Werden Ihnen alle Mitarbeiter dorthin folgen?

Ja, einige sind sogar aus Traunreut und für die anderen ist der Weg ja nicht allzu weit.

Wen wünschen Sie sich als Firmennachfolger?

Der Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen, weil die Tochter bereits in meine Fußstapfen getreten ist. Sie ist ebenfalls Physiotherapeutin und betreut derzeit die Skinationalmannschaft. Das Projekt Traunreut plane ich auch schon bereits hinsichtlich der Karriere meiner Tochter. Ich bin ja auch schon jenseits der vierzig...

Der fünfzig meinen Sie...

Ist auch jenseits der vierzig, oder nicht? Nein, jetzt mal im Ernst, ich habe die fünfzig bereits überschritten und wollte mir noch einmal einen beruflichen Wunsch erfüllen. An ein Finish denke ich aber deshalb noch nicht.

Bringt Ihnen die neue Gesetzgebung Nachteile?

Bisher noch nicht, aber in der Zukunft wird es sicherlich einschneidende Sachen geben, nach denen wir uns zu richten haben - auch betriebswirtschaftlich gesehen.

Womit halten Sie sich körperlich fit, treiben Sie Sport?

Ich spiele Tennis in Altenmarkt und in Burgberg, gehen auch ganz gerne mal zum Golfen und etwas Ausdauertraining gehört auch zu meinem persönlichen Fitneßprogramm.

Als Tennisspieler haben Sie sich sicherlich von Becker schon mal ein paar Tipps für das bessere Spiel geholt.

Wir haben wirklich viel Zeit miteinander verbracht und über Gott und die Welt geredet, aber über Tennis haben wir uns wirklich nicht unterhalten.

Ein wenig Politik: Wen mögen Sie lieber, Schröder, Kohl oder Fischer. Oder gar keinen?

Im Moment gar keinen.

Die Verantwortung des Unternehmers für das eigene Geschäft läßt eine politische Mitarbeit aus Zeitgründen so gut wie nie zu. Nur die wenigsten sitzen deshalb im Bundestag. 

Das sehe ich auch so. Der Inhaber eines kleinen mittelständischen Unternehmens ist doch zeitlich gar nicht in der Lage, das zeitintensive Pro- gramm eines Politikers wahrzunehmen. Wenn überhaupt, dann reicht es gerade noch für den Gemeinde- oder Stadtrat. 

Gibt es ein persönliches Traumziel, daß Sie noch verwirklichen wollen?

Ich möchte gerne einmal zusammen mit meiner Frau nach Amerika und mir ein paar Monate lang alles ansehen.

Zum Schluß noch zehn Fragen, Sie antworten bitte mit Ja oder Nein: Geld regiert die Welt?

Ja.

Qualität hat seinen Preis?

Ja.

Kritik trifft mich hart?

Nein.

Alter schützt vor Torheit nicht?

Ja.

Die Ansichten meiner Patienten sind nicht immer identisch mit meinen?

Ja.

Ich selbst bin eher ein bescheidener Mensch?

Ja.

Manchmal hätte ich große Lust, alles zu verkaufen.

Nein.

Meine Sportler überzeuge ich durch Sachverstand. 

Ja, und durch Können.

Ich würde heute alles ganz anders anfangen.

Nein.

Ohne meine Mitarbeiter wäre ich aufgeschmissen?

Ja

Herr Schadhauser, besten Dank für das Gespräch und alles Gute für das nächste Highlight Ihrer Karriere - die Olympischen Spiele in Sydney.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG