Das Programm
von »Chiemgau TV« ist in allen Städten und größeren Gemeinden der Landkreise Traunstein, Altötting,
Mühldorf und des nördlichen Landkreises Rosenheim zu empfangen. Dies entspricht einer technischen Reichweite von rund 250.000 Personen. 68,6 % der erreichbaren Haushalte sehen das Programm des innovativen Senders bis zu dreimal pro Woche. Grund genug für die STADTBROSCHÜRE, sich mit Geschäftsführer Christian Majetta zu unterhalten, ihn zu fragen, warum sein »Unternehmen Fernsehen« in kürzester Zeit so erfolgreich wurde. Vorab schon ein Resümee: Das, was in wenigen Minuten über den Bildschirm gesendet wird, erfordert einen ungeheuren technischen Aufwand
sowie Sachverstand, Einsatzbereitschaft und Leistungswillen aller Mitarbeiter.
Bei 20, 30 und bald noch mehr Sendern, die der
Fernsehzuschauer empfangen kann, warum schaltet er trotzdem ausgerechnet Chiemgau TV
ein?
Weil die Zuschauer bei uns genau das sehen können, was es sonst nirgends gibt: Was im Chiemgau los ist, welche aktuellen Probleme, Entwicklungen und Veranstaltungen vor ihrer Haustür stattfinden. Information und Unterhaltung genau im unmittelbaren Lebensbereich der Menschen hier in Südostbayern, aktuell, originell und seriös, das honorieren unsere
Zuschauer.
Wo steht der Sender politisch, wo stehen Sie persönlich?
Wo ich persönlich stehe, spielt für’s Fernsehen überhaupt keine Rolle. Und wo CTV politisch steht, das hat wohl auch nach dreieinhalb Jahren noch
nie- mand festgemacht. Wenn’s sein muß, zwischen allen Stühlen, oder anders
ausgedrückt: Wir sind nicht dazu da, politische Ansichten zu propagieren oder bestimmte Richtungen zu unterstützen. Objektivität, soweit das im Journalismus überhaupt möglich ist,
Fairness gegenüber allen Auffassungen und Parteien und ausreichend kritische Distanz, anders geht’s nicht. Und wie gesagt, bisher hat uns weder eine Partei vereinnahmen können, noch als schwarz, rot oder grün
abstempeln.
Rechtsradikalismus wird bei großen etablierten Sendern
angeprangert. Unangenehme Reaktionen darauf gab es bereits. Wie verhalten Sie sich in politischen Fragen? Könnten Sie sich als kleiner regionaler
Sen- der überhaupt politische Kritik
erlauben?
Natürlich, in unserem regionalen Rahmen auf jeden Fall. Andererseits, wenn CTV flammende Kommentare gegen das Jahressteuergesetz oder für die Landreform in Paraguay loslassen würde - who
cares? Und daß manchmal manch einem nicht alles paßt, was wir senden, das gehört
dazu.
Also wirklich total frei und unabhängig? Auch wirtschaftlich? Wer steht denn eigentlich hinter Chiemgau
TV?
CTV ist ein absolut privater Sender. Keine Verlegerbeteiligung, keine Großfirmen oder einflußreichen Finanziers. CTV ist eine GmbH mit
gleichbeteilig- ten und gleichberechtigten Gesellschaftern, die auch verantwortlich mitarbeiten. So sind wir in der Unternehmensleitung auch drei Geschäftsführer: Christian Ebert, der die Produktion leitet, Dr. Alfred Zeller, der für die Redaktion und das Programm zuständig ist, und ich als Leiter der Marketingabteilung, wo die wirtschaftlichen Grundlagen erarbeitet werden müssen.
Wieviele Mitarbeiter beschäftigen Sie und was verlangen Sie von jedem
einzelnen?
Zur Zeit haben wir 14 festangestellte Mitarbeiter, dazu kommen noch rund zwei Dutzend Freie, von Kamerahelfern über Moderatoren und Botendienste bis hin zu den Synchronsprechern. Und verlangen? Na, wie wohl in jedem
Unter- nehmen, gute
Arbeit.
Welche besonderen Vorteile bieten Sie Ihren Werbekunden, die ein Printmedium Ihrer Meinung nach nicht bieten
kann?
Das liegt eigentlich auf der Hand: Wort, Bild, Ton - eben Audiovision in ihrer umfassendsten Form, das kann nur das Fernsehen. Um wirklich alle Sinne - außer Geruch und Geschmack - anzusprechen, kann man auf Fernsehwerbung nicht verzichten. Das soll jetzt natürlich nicht andere Werbeträger abwerten,
manche Angebote lassen sich tatsächlich mit anderen Mitteln besser an den Kunden bringen. Wenn Tante Emma ihr Kitekat-Sonderangebot
anpreisen will, dann ist ein Fernsehspot sicher nicht das Wahre. Aber zum Beispiel ein Handwerker, der
be- sonders schöne Bäder gestaltet oder Treppen schreinert, der kann das nur im
Fernsehen richtig vermitteln. Und bei CTV kann er sich das auch leisten. Denn Fernsehwerbung ist überraschend günstig.
Die Nachrichten werden bereits jetzt schon täglich aktuell
zusammengestellt. Ein täglich wechselndes Programm wäre doch sicherlich auch interessant. Man könnte Spielshows mit Sponsoren aus der
regionalen Wirtschaft durchführen. Kommt sowas
irgendwann?
Na, mit montags, freitags und sonntags komplett neuem Programm plus tagesaktuellen Nachrichten fehlt nun wirklich nicht mehr viel zum täglichen Wechsel. Und, wie wir immer wieder von Zuschauern hören, die sind gar nicht so wild darauf, daß wir nur Einweg-Beiträge senden. Schon jetzt ist mancher
enttäuscht, weil er eben den bestimmten Beitrag verpaßt hat. Ein etwas ruhigerer
Rhythmus als bei den »Großen« steht einem Regionalprogramm ganz gut zu
Ge- sicht. Spielshows sind nun wirklich nicht mehr der große Renner, siehe »Der Preis ist heiß« und andere solche Formate. Die sind längst auf recht ungünstige
Sendeplätze verbannt
worden.
Eine Talk-Show mit interessanten Menschen aus dem
regionalen Sendegebiet, wäre das nichts für Ihren Sender? Man könnte das doch hervorragend mit Berichten der jeweiligen Tageszeitung kombinieren, oder sehen Sie das
anders?
Dasselbe Problem wie bei den
Gameshows. Schauen Sie doch, wie der Zuschauer rund um die Uhr totgetalkt wird. Den Meiser-Christen-Flieges gehen doch längst die Themen aus. Übrigens, wenn man sieht, daß bei einigen anderen Sendern Talk-Shows als billige und unaufwendige Möglichkeit eingesetzt werden, um möglichst viel Sendezeit zu füllen, kann das für uns kein Vorbild sein. Interessante Menschen gibt es auf CTV durchaus, etwa in unserer Reihe
»Chiemgauer Profile«.
Hatten Sie schon Prominente in Ihrem Programm?
Aber sicher, von Kohl bis Kanther, vom Prinz zu Sayn-Wittgenstein bis
Popov, den weltberühmten Clown, von den Leningrad Cowboys bis Gunther
Emmerlich, alles schon dagewesen bei Chiemgau TV. Nur, Prominenz ist kein Wert an sich, und da ist der alte Bahnwärter oder der Wappensticker oft
interessanter als jemand mit großem
Namen.
Welche Persönlichkeiten würden Sie gerne einmal interviewen und wen würden Sie gerne als TV-Spot-Kunden
dazugewinnen.
Also, für Interviews ist bei uns die Redaktion zuständig und als
Wer- bekunde ist uns der kleine Händler genauso recht wie der
Weltkonzern.
Gab es schon mal Rückschläge?
Kleine Unannehmlichkeiten sicher, aber wirklich gravierende
Rückschläge
Gott sei Dank noch nicht. Man kann sagen, das Unternehmen Chiemgau TV ist längst über dem Berg, aber noch lange nicht auf dem absteigenden Ast.
Gibt es etwas bei Chiemgau TV, was Sie gerne ändern würden?
Na, was unternehmensintern nicht
paßt, das können wir ja jederzeit abstellen, wie gesagt, da redet uns keiner rein. Und von den Rahmenbedingungen: technisch läßt sich noch einiges denken, was die Weiterführung der Verkabelung angeht oder auch die Richtfunkanbindung der Ortsnetze, die wir jetzt noch mit
eigenen Abspielstationen versorgen müssen.
Welcher andere Fernsehsender läßt Ihr Herz höher
schlagen?
Wie sicher die meisten suche ich mir mein Fernsehmenü bei
verschiedenen Sendern zusammen. Da gefallen mir manche Beiträge, Sendungen oder Serien besser als andere. Als Vorbild für uns, wenn Sie das meinen, eignet sich ein überregionales Programm schon von der Struktur her nicht. Da müssen wir unseren Weg schon selber
finden.
Was halten Sie von Helmut Thoma, dem Chef von RTL?
Ganz sicher ein ausgebuffter Medienprofi, der ja RTL ungeheuer weit gebracht hat. Ich respektiere seine strategischen Fähigkeiten und seine
Fachkenntnis, mit seinem eher zynischen Verhältnis zum Zuschauer und zu seinen Mitarbeitern kann ich aber nichts
anfangen.
Wem würden Sie keinen TV-Spot verkaufen, auch wenn der Profit noch so groß wäre?
Eine recht hypothetische Frage, auf die es dementsprechend
hypothetische Antworten gibt: vom irakischen Propagandaministerium bis zur
Organ- handels-GmbH kann man sich da eine nach unten offene Liste
denken.
Gibt es ein geschäftliches Traumziel, das Sie mit Ihrem
Unternehmen noch verwirklichen
wollen?
Für die nächsten 100 Jahre immer schwarze Zahlen, das wäre doch schon was. Und daß wir einmal aus der Portokasse den Disney-Konzern und die BBC aufkaufen können, das glaube ich dann doch
nicht.
Wie ist Ihr Kontakt zur regionalen Presse?
In meinem Bereich gibt es praktisch keinen Kontakt zur Presse. Bei den Redakteuren ist das Verhältnis eigentlich zu allen schreibenden Kollegen recht gut, man trifft sich draußen auf den Drehterminen und da gibt es keinerlei Probleme oder Neidgefühle. Wünschenswert wäre es, wenn nach dem Vorbild des
Traunsteiner Wochenblattes auch andere Zeitungen unser Programm auf der
Fernsehseite abdrucken würden, schließlich erwarten das, wie wir aus Anfragen wissen, viele Leser im
Sendegebiet.
Könnten Sie, wenn Not am Manne wäre, selbst vor laufender Kamera
arbeiten?
Nein, sicher nicht. Eher schon hinter der Kamera.
Herr
Majetta, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrem Fernsehsender für die Zukunft weiterhin viel Erfolg.
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