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Richard Kroeff

Architekt
Edition: Wasserburg am Inn 2010

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Kompromissloser Arbeitseinsatz und konsequentes Streben nach Perfektion brachten Klaus Krank beruflichen Erfolg. Verleger Ralf Hansen unterhielt sich mit dem Priener Immobiliendienstleister - natürlich nicht nur über Immobilien.

 

Herr Krank, wie gefällt Ihnen der Begriff »Chiemseemakler«?

Wenn Sie mal den Begriff suggerieren, dann denke ich, ist es richtig, daß wir im Raum Chiemsee tätig sind. Wir verkaufen sicherlich nicht den Chiemsee, der auch schwer zu verkaufen wäre, aber die Region verkaufen wir sehr wohl.

Wie beurteilen Sie den Standort Prien und wie sehen sie dessen Zukunft?

Prien ist ein ganz hervorragender Standort um Immobilien zu verkaufen, insbesondere weil sich die Marktgemeinde infrastrukturell sehr gut in das Gesamt- ambiente der Landschaft eingliedert. Prien bietet hervorragende Möglichkeiten mit allen Versorgern - von der Bahn angefangen bis hin zu den Ärzten, von der kleinsten Versorgungsstätte bis hin zum Großbetrieb.

In welchem Bereich liegen die Miet- und Kaufpreise?

Pauschal schlecht zu beantworten, schließlich hängt das von der jeweiligen Lage und Ausstattung ab. Mietpreise gibt es im einfacheren Bereich zwischen zehn und zwölf, im gehobenen zwischen vierzehn und sechzehn Mark. Kaufpreise er- strecken sich bei Eigentumswohnungen im Bereich von 5.300 bis 5.800 Mark, bei Grundstücken, je nach Lage, mittlerweile schon um 1.000 Mark für den Quadratmeter.

Nicht gerade günstig.

Das ist richtig, aber wir befinden uns in der Nähe zum Chiemsee und zu den historischen Bauten. Beides ist für die Bewertung maßgeblich, schließlich sind das schon sehr markante Eckpfeiler.

Wie lange üben Sie Ihre Tätigkeit schon aus?

Insgesamt rund zehn Jahre. Wir haben uns allerdings erst 1993 hier nieder- gelassen und erachten diesen Standort immer noch als hervorragend.

Sie haben vorher einen anderen Beruf ausgeübt?

Einen ganz anderen sogar. Ich war in der Öffentlichen Verwaltung tätig, ha- be mich dann zunehmend mehr für Immobilien interessiert, ein vierjähriges Studium im Rahmen der Immobilienwirtschaft absolviert und bin so zu diesem Beruf gekommen.

Dann sind Sie ein Diplom-Immobilienwirt?

Womit man auch schon etwas die Spreu vom Weizen trennen kann. Es gibt mittlerweile sehr viele Immobilienmakler und da muß man dann schon einmal sehr genau hinterfragen, woher die Betreffenden ihre nötige Qualifikation mitbringen. Die Immobilienwirtschaft ist ein sehr komplexer Bereich, erfordert hohe Fachkenntnisse und dementsprechend muß man sich auch aus- und fortbilden. Mir persönlich geht es auch nicht um die schnelle Mark, sondern darum, mittels fundierter Beratung gute Stammkunden zu gewinnen.

Ich möchte Ihnen gerne einige Zeilen zur Verfügung stellen, in denen Sie Ihr Unternehmen beschreiben können.

Danke, nehme ich gerne an. Unsere Schwerpunkte liegen sicherlich bei der Vermittlung von Grundstücken, Eigentumswohnungen und Häusern. Anhand unserer Sachkenntnisse haben wir uns auch weiter in Richtung Bewertung von Immobilien entwickelt, was sich mittlerweile als ein sehr wesentlicher Schwerpunkt dar- stellt. Die Verwaltung von Immobilien, sowohl von Miethäusern als auch Wohnungseigentum, gehört ebenso zu unseren Aufgaben, wie die Tätigkeit des selbständigen Bauträgers. Einige Objekte, unter anderem in Bernau, haben wir in den letzten drei Jahren bereits fertiggestellt. Jetzt sind wir hier in Prien, ganz in der Nähe unserer Betriebsstätte, tätig, haben auch bereits mit dem Verkauf des Objektes begonnen. Dabei handelt es sich um zwei Niedrigenergiehäuser, in einem über 2.000 Quadratmeter großen Parkgrundstück gelegen, fünf Gehminuten zum Chiemsee. Insgesamt entstehen dort zwei mal vier Eigentumswohnungen über jeweils zwei Ebenen mit einem sehr hohen Wohnkomfort.

Zum Preis von...?

5.300 Mark pro Quadratmeter. In Verbindung mit einem sehr guten Qua- litätsangebot in einer guten Harmonie. 

Wie sieht’s aus mit Gewerbeobjekten? 

Die stehen in Prien zum Teil leer, weshalb wir uns, auch weil das Preissegment leider noch nicht nachgiebig ist, in diesem Bereich etwas bedeckt halten.

Angenommen, ich möchte in fünf Jahren bauen, was raten Sie mir heute?

Im privaten Bereich sollten Sie heute schon eine Analyse bei der Standortwahl betreiben - es heißt nicht umsonst »Lage, Lage und nochmals Lage«. Wenn sie dann noch Prien als Schwerpunkt aussuchen, gilt es vor allem, hervorragende Standorte zu suchen, sie zu selektieren und vielleicht jetzt schon zu sichern.

Wie gehen Sie bei Ihrer Suche nach einem Objekt vor?

Es kommt immer darauf an, wie die Grundbedürfnisse des Käufers gelagert sind. Eine große Palette von Angeboten zu unterbreiten erfüllt oft nicht die Bedürfnisstruktur des Kunden. Grundsätzlich gilt es, die Struktur darzustellen, Analyse zu betreiben und danach ganz selektiv vorzugehen.

Welcher Kunde ist Ihnen am liebsten?

Ein Kunde, der offen sagt, welche Bedürfnisse er hat. 

Und welche Objekte sind Ihnen die liebsten?

Ich kann nicht sagen, daß ich lieber Wohnungen oder lieber Grundstücke verkaufe, das erstreckt sich über die ganze Palette. 

Sind Objekte in Prien eine gute Kapitalanlage?

Grundsätzlich ja, wobei derjenige Käufer, der reine Kapitalanlage betreiben will, sich immer davon leiten lassen sollte, ob er sich vorstellen kann, selber in dieser Immobilie zu leben. Wenn er diese Frage schon verneint, sollte er die Finger weglassen, denn genau das ist der Punkt, der ganz wesentlich zum Erfolg im Rah- men der Vermietbarkeit beiträgt. 

Bei den bestehenden Gesetzen kommt mir die Vermietung einer Immobilie immer wie eine Enteignung vor.

Wenn in Deutschland ein Mieter, aus welchem Grund auch immer, seine Miete nicht mehr bezahlt, ist es schon ein großes Problem, sich durchzusetzen, weil ein Mieter leider mehr Rechte hat, als ein Vermieter, sprich Eigentümer. Um so wichtiger, deshalb insbesondere sowohl bei der Vertragsgestaltung sehr sorgfältig vorzugehen, als auch solvente und gute Mieter zu finden. Man sollte auch die Modernisierung einer Bestandsimmobilie früh genug vornehmen, bevor man vermietet.

Welche Frage wird Ihnen am häufigsten gestellt?

Betrachtet man die überregionale Kundschaft, dann ist es sicherlich die Frage: Warum ist die Region »Chiemsee« so teuer? Und man merkt dann schon, nicht jeder kann nachvollziehen, daß die Lage um den See herum einfach als Tor zu den Voralpen gilt, was sich natürlich auf den Preis auswirkt. Aber es ist nun mal die herrliche Landschaft, die hier, wenn auch nur indirekt, mitverkauft wird.

Bei vielen Geldinstituten ist die Kreditvergabe sehr bürokratisch geregelt. Können Sie auch hier behilflich sein?

Selbstverständlich vermitteln und beraten wir hier auch. Der Schwerpunkt liegt hier natürlich dabei, für den Kunden gute Konditionen zur Finanzierung von Immobilien auszuhandeln.

Arbeiten Sie vorwiegend mit einer Bank, oder bedienen Sie sich auch anderer Institute?

Wir bedienen uns dabei sowohl regionaler als auch überregionaler Anbieter.

Spielt der Euro eine Rolle?

Überhaupt nicht. Es gab zwar große Diskussionen darüber, des Euro wegens verstärkt in den Immobilienmarkt zu investieren, aber davon ist überhaupt nichts spürbar geworden. Man taxiert den Euro mittlerweile eher mit einer gewissen Gelassenheit. Man weiß, daß er kommen wird, man weiß, daß er sicherlich stabil sein wird, weshalb es auch keine Flucht in die Sachwerte gibt.

Prominente Kunden?

Ja, die gibt es auch, aber Sie werden sicherlich verstehen, daß ich diese nicht nennen kann.

Zum Beispiel Herr Atzorn?

Ich kenne die Familie Atzorn, aber sie war nicht bei mir. 

Wer ist bei Ihnen besser aufgehoben. Der Privatmann, der ein Einfamilienhaus möchte oder der Unternehmer, der in eine neue Produktionsstätte investieren möchte?

Der Privatmann. Das liegt aber auch daran, daß wir hier im Chiemgau relativ wenig Produktionsfläche zur Verfügung haben. Die Gemeinden tun sich schwer in der Ausweisung von Bauland. Sicherlich gibt es Anfragen, aber großflächige Gewerbegrundstücke zu finden, ist äußerst schwer.

 Seitens der Behörden gut nachvollziehbar. Gewerbegrund- stücke sollten ja verkehrsgünstig, also möglichst am Stadtrand und damit gut erreichbar, gelegen sein. Nachteile ergeben sich da sicherlich beim ersten Eindruck auf das Erscheinungsbild des Ortes. Besonders in Österreich stehen zum Teil Bauten, die im krassen Gegensatz zur relativ schönen Umgebung stehen. Aus diesen Fehlern kann man lernen.

Da gebe ich Ihnen durchaus recht, man sollte schon darauf achten, daß die- se Bauten so konzipiert sind, daß man nicht gleich davon erschlagen wird. Durch eine gefällige Architektur sind diese Probleme aber sicher in den Griff zu bekommen, es fehlt aber häufig an der notwendigen Innovation.

Macht es Sie stolz, wenn jemand sagt: »Das ist vom Krank«?

Das erfüllt mich schon mit einem gewissen Stolz, keine Frage. Außerdem ist das die beste Werbung für mich, wenn der Kunde zufrieden ist und in seinem Bekanntenkreis darüber spricht. 

Kommen wir mal zu Ihrer Person. Seit einigen Wochen sind Sie auch erster Vorsitzender der Priener Unternehmer - haben Sie zuviel Zeit übrig oder sind Sie Masochist?

Weder das eine, noch das andere, wie kommen Sie darauf?

Nun ja, mittelständische Unternehmer sind doch der am schlechtesten zu organisierende Haufen, den es gibt. Da spielt doch schon der Neid eine große Rolle. Nach zwanzig-jähriger Berufspraxis weiß ich, wovon ich rede, außerdem war ich im Bezirksvorstand des Gewerbever- bandes. Sie sehen das wohl noch anders?

Ich denke, es gibt einen entscheidenden Punkt, den es in der Vergangenheit gegeben hat, den es jetzt gibt und den es wohl auch in Zukunft noch geben wird. Das Problem der Kommunikation. Mittelständische Unternehmer kommunizieren zu wenig miteinander, aber wir versuchen, da etwas aufzubrechen. 

Zwischenfrage! Wieviele Immobilienmakler sind denn in Ihrem Verband?

Wenn man die Banken dazu rechnet...

Die lassen wir doch bitte mal außen vor, weil diese nun wirklich nicht als mittelständische Unternehmer gelten.

Ja, dann sind es leider sehr wenig.

Jetzt weichen Sie mir aus. Seien Sie doch mal ehrlich, Sie wer- den der einzige sein, stimmt’s?

Ja, das stimmt, aber es waren auch nicht mehr, bevor ich erster Vorsitzen- der geworden bin. Aber das hat mit Neid bezüglich meiner Funktion sicherlich nichts zu tun. Ich bin eigentlich der Typ, der sehr dynamisch an die Dinge heran- geht, der auch in vielen Bereichen innovativ ist. Das ganze ist ja auch keine Ein- Mann-Show, wir haben einen sehr jungen, dynamischen Vorstand, viele junge Beiräte, und wir freuen uns auf jedes neue Mitglied, selbstverständlich auch aus dem Tätigkeitsbereich Immobilien.

Wer steht Ihnen bei dieser Arbeit noch zur Seite?

Der zweite Vorsitzende ist Christian Bogner, als Schatzmeister fungiert Franz Heider jun. und zum Vorstand gehört auch unser Schriftführer Alexander Lindacher. Wir haben insgesamt 15 Beiräte, nicht weil wir der Meinung sind, daß jedes Mitglied des Verbandes hier mitschnabeln soll, sondern wir wollen versu- chen, möglichst viele junge, kreative Unternehmer mit hineinzubekommen.

Mal ehrlich, würden Sie in unserer heutigen Zeit noch jemandem raten, ein Geschäft zu eröffnen? 

Doch, schon. Ich würde natürlich raten, die Lage sehr genau zu prüfen. Wer etwas Bestimmtes vor hat, weiß ja, nach was er Ausschau halten muß. Dann würde ich ihn bitten, den Standort auch auf seine Tauglichkeit in der Zukunft zu prüfen.

Fragen wir mal anders: Was fehlt denn Ihrer Meinung nach in Prien, ich glaube nämlich, es gibt schon alles - und das doppelt und dreifach.

Ich denke, man kann diese Frage nicht so pauschal beantworten, es kommt immer auf die jeweilige Branche an.

Es gibt derzeit kaum etwas neues, innovatives, das das Angebot einer Einkaufsstadt grundlegend ergänzt, nicht nur in Prien. Außerdem: Gekauft wird auf der grünen Wiese, weil es dort fast alles gibt - ohne Parkgebühren. Die Zeiten des Einkaufsbummels sind auch längst vorbei - nur keiner will es wahrhaben. Und noch etwas: Das Geld ist zu knapp geworden, um einfach mal wieder loszubummeln und hier und dort etwas einzu- kaufen. 

Ganz so sehe ich das nicht. Es gilt natürlich nicht nur bei der Wahl des Standortes, sehr selektiv vorzugehen. Wer sich heute Gedanken um eine Existenzgründung macht, muß sich natürlich auch fragen, in welche Branche er überhaupt hineingehen möchte und ob diese auch Zukunft hat. Wir haben ja auch in Prien das Problem, und damit gebe ich Ihnen ja recht, daß vieles überladen ist, manche Angebote gibt es in fünf- bis zehnfacher Ausfertigung. Qualitativ und preislich sind die- se Waren mit Sicherheit nicht weit auseinander. Deshalb gilt: Nur derjenige, der über mehr Know-how verfügt, der entsprechende Fachkenntnisse mit fundierter Beratung zu verbinden weiß und das auch mitverkauft, der wird überleben. Ich denke auch, daß man einfach einen besseren Einkaufsmix in den Ort hineinbringen muß. Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich auch, daß es doch noch Sparten gibt, die dem Einkaufszentrum Prien gut tun würden. 

Was würden Sie in Prien noch ändern?

Man muß aus Prien mehr entwickeln. Zur Zeit beschäftigen wir uns mit der Ortssanierung und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, daß der Ortskern einfach mehr Beruhigung erhalten muß, um auch mehr Einkaufserlebnis bekommen zu können. 

Sehe ich anders. In vielen anderen Städten, Freilassing und Pfarrkirchen beispielsweise, wurden die Innenbereiche totberuhigt.

Ich rede ja nicht von totberuhigen, aber es sollte doch auch in Prien möglich sein, im Innenbereich problemlos von einer Straßenseite auf die andere zu bummeln. Schauen Sie, wir haben hier in Prien innerhalb eines Gehbereiches von drei bis vier Minuten genügend Parkflächen zur Verfügung, und keiner kann mir erzählen, daß er anderswo jedesmal mit seinem Auto vor dem Geschäft parken kann, wo er einzukaufen gedenkt. Also sucht er sein Glück in irgendeiner Seitenstraße, kommt aber im Prinzip zum gleichen Ergebnis: Er wird auch drei bis vier Minuten brauchen, um dorthin zu gelangen, wo er hin will. Aber wesentlich ist doch, daß man mit einer Verkehrsberuhigung gleichzeitig auch mehr Attraktivität ins Zentrum bekommt, womit man dann auch mehr Dynamik aus den einzelnen Geschäften heraus entwickeln und mehr anbieten kann. Daran arbeiten wir zur Zeit und unterstützen das auch. Wir beschäftigen uns selbstverständlich auch damit, wie wir den Kunden binden können, wie wir kundenfreundlicher sein können, wie wir uns von einem Großanbieter unterscheiden können, der irgendwo auf der grünen Wiese steht. Die Themen erstrecken sich von der Beratung bis hin zur individuellen Leistung, die wir sehr oft im Gegensatz zu Großanbietern erbringen können.

Ihr Engagement in Ehren, aber glauben Sie, daß sich diese Tätigkeit auch positiv auf Ihr Geschäft auswirkt?

Gut, allgemein sage ich »ja«, weil man sicherlich im Mittelpunkt steht und hier und da auch Rückfragen erhält, die sich mit meiner Tätigkeit als Immobilien- dienstleister verbinden lassen. Aber ich beziehe das jetzt nicht rein auf die Tätigkeit des ersten Vorsitzenden, sondern jeder, der sich in diesem Verband engagiert, hat doch das Ziel, Prien möglichst attraktiv mitzugestalten. Das Ergebnis wird sein, daß diese Attraktivität jedem zugute kommen wird, also auch mir und letztendlich auch Ihnen.

Nun, ich darf sagen, daß auch meine Frau sehr gerne und sehr oft nach Prien fährt, um hier einzukaufen.

Was mich natürlich freut.

Zum Abschluß zehn Begriffe, die Sie bitte mit Ja oder Nein be- antworten: Geld regiert die Welt:

Ja.

Wer in Prien wohnen will, muß Geld haben.

Nein.

Wir haben einen Bürgermeister, der seine Arbeit hervorragend macht.

Ja.

Prien hat mich sozusagen reich gemacht.

Nein.

Wenn ich es mir recht überlege, habe ich hier ein ganz angenehmes Leben.

Ja.

Meine Kunden überzeuge ich durch Sachverstand.

Ja.

Kritik trifft mich hart.

Nein.

Synthologen gibt es in Prien meines Wissens nach nicht.

Ja.

Ich würde auch das Königsschloß verkaufen können, wenn man mich ließe.

Ja.

Es gibt auch Kunden, die nicht einsehen wollen, daß ihr Budget den finanziellen Anforderungen hier nicht gerecht werden kann.

Ja.

Meine Berufung zum Vorstand des Unternehmerverbandes nehme ich sehr ernst.

Ja.

Herr Krank, vielen Dank für dieses Interview.

Architektur Philosophie. 

Der Wasserburger Architekt Richard Kröff spricht hier über seine persönlichen Erfahrungen und auch über die Zukunft des Bauens 

 

Herr Kröff, was halten Sie von diesem Anzeigentext: „Bauernhof in bester Citylage gesucht“?

Reihen wir es ein unter dem Begriff „Wunschtraum“

Fangen wir mal klein an, ich bitte um Ihr Kurzprofil.

Rosenheimer, Abitur, Maurerlehre, Studium an der TU München. Seit meinem Studium beschäftige ich mich bereits mit energiesparendem Bauen und Ressourcenschonung. Für mich sind Wohn-Gesundheit und Nachhaltigkeit die Leitlinien ökologischen Bauens nach denen alle Baustoffe und Baukonstruktionen zu beurteilen sind: Die verwendeten Materialien sollen während ihrer gesamten Lebensdauer möglichst geringe Belastungen für das Ökosystem Erde verursachen und dabei keine gesundheitliche Gefahren für die beteiligten Menschen und Bewohner mit sich bringen. 

Definieren Sie mir bereits die Kröff-Philosophie?

Richtig. Und für mich zeigt diese Philosophie auch den vernünftigen Weg in die Zukunft. Bei der Realisierung meiner Ideen setze ich vor allem auf Baustoffe aus der Natur, zum Beispiel auf Holz. Wegen seiner hervorragenden Ökobilanz ist Holz der Baustoff schlechthin. Eines meiner verwirklichten Projekte, eine Schule komplett aus Massiv-Holz gebaut, das heißt Wände, Decken und Dach, zeigt auch so manchem Kritiker, dass ein konsequenter Wandel möglich ist. 

Ihr erklärtes Ziel...

...liegt für mich bei der Herausforderung, die beste Energiebilanz eines Gebäudes mit sinnvollen und unbedenklichen Materialien zu erreichen. Das realisiere ich auch beim ökologischen Sanieren denkmalgeschützter Häuser, von denen es hier in Wasserburg ja genügend gibt.

Gibt es aus Sicht eines Architekten bereits Reaktionen auf den Klimawandel?

Was mich persönlich betrifft, eher keine Reaktionen, denn ich habe mir das Thema bereits vor zwanzig Jahren auf die Fahne geschrieben und mit entsprechenden Aktionen und Ideen agiert. Das kommt mir natürlich heute zu Gute, denn soviel Erfahrung auf diesem Gebiet kann man sicherlich nicht in kurzer Zeit sammeln. 

Mal ganz ehrlich: Ich persönlich halte das ganze Theater um den Klimawandel nur für eine brillante PR-Idee, die den Politikern und der Wirtschaft stets neue, wunderbare Themen beschert. Warme Sommerabende, so meine Empfindung, gibt es doch auch immer seltener.

Das ist Ihre Meinung, mit der Sie aber eher alleine dastehen. Nicht umsonst hat sich die Stadt Wasserburg mit ihrem Projekt „Energiedialog Wasserburg 2050“ dazu entschlossen, aktiv dem Klimawandel entgegen zu treten. Ziel des „Energiedialoges“ ist es, gemeinsam mit allen Bürgern dieser Stadt die Vorgaben der „Meseberger Beschlüsse“ der Bundesregierung auf lokaler Ebene umzusetzen. Ziel des Projektes ist es, den Ausstoß der Treibhausgase in Wasserburg massiv zu reduzieren. Zu diesem Zweck wird die Nutzung von erneuerbaren Energien und die Einführung von Einspartechnologien vorangetrieben. Die Stadt wird so unabhängiger von fossilen Rohstoffen und dadurch zukunftsfähiger und lebenswerter. In einer Projektgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Stadtrates, der Stadtverwaltung, der Stadtwerke und Mitgliedern der Agendagruppe „Rio Konkret“ wird eine gemeinsame Strategie zur Umsetzung erarbeitet und in Form von Vorträgen, Seminaren, Exkursionen, Arbeitsgruppen und Projektbeteiligungen mit den Bürgern umgesetzt. Ich habe mich dem Projekt angeschlossen, weil ich mitbestimmen will, wie wir im Jahr 2050 leben. 

„Mitbestimmen“ möchten Sie sicherlich auch bei der zukünftigen Gestaltung der Altstadt und bei der Restaurierung von Altbauten.

Ja natürlich, denn die Gestaltung der gebauten Umwelt ist eine wesentliche Aufgabe und auch Verantwortung der Architektenschaft. Dabei ist es schon schade, dass die Stadt Wasserburg seit Jahrzehnten nahezu alle Planungsleistungen an auswärtige Büros vergibt und die Kompetenz der derzeit mehr als zehn hier ansässigen Architekten nicht nutzt - in vergleichbaren Städten in der Region ist es genau umgekehrt. Andererseits muss ich auch loben: Wenn man mit der Stadt als Bauherr oder Genehmigungsbehörde zu tun hat, ist die Zusammenarbeit sehr konstruktiv. 

Was halten Sie eigentlich für die größte Bausünde Ihrer Stadt?

Ich denke, allgemein erwartet man jetzt von mir einen Hinweis auf das Hauptgebäude der Sparkasse. Aber eine Bausünde ist das Gebäude für mich nicht, denn es zeigt eine sehr ambitionierte Architektur aus den Siebzigern und verkörpert diesen Zeitgeist. Allerdings ist das was dahinter hinzugefügt wurde, der Einkaufsmarkt mit der Tiefgarage, schon eine üble Sache. 

Was müsste in Wasserburg noch verbessert werden?

Meiner Ansicht nach ist das Verkehrsproblem in der Wasserburger Altstadt trotz jahrzehntelang andauernder Diskussionen noch längst nicht gelöst. Es wurde zwar viel angedacht, eigentlich aber nicht wirklich viel umgesetzt. Ich hätte da schon etwas radikalere Vorstellungen. 

Werden Sie mal konkret.

Ich würde die Altstadt zumindest partiell zeitweise vom PKW-Verkehr freihalten. Da würden Sie aber auf massiven Widerstand stoßen. 

Und aus meiner Erfahrung heraus auch mit Recht, denn das wäre für den Einzelhandel fatal. Ich könnte Ihnen da so einige Projekte nennen, die totberuhigt wurden.

Ich weiß, dass es da andere Vorstellungen gibt - vor allem beim Wirtschaftsförderungsverband. Aber ich denke, dass es einen Versuch wert wäre. Natürlich weiß ich, dass Fußgängerzonen in großen Städten besser funktionieren als in kleinen. Doch es gibt auch Beispiele, wo der Einzelhandel deutlich davon profitiert hat. Speziell im Norden Deutschlands und in den Benelux-Staaten ist man da aufgeschlossener und weiter. Vielleicht bringt der neue Busbahnhof die entscheidende Entlastung - man wird sehen.

Würden Sie sagen, dass Sie mit Ihren Projekten Einfluss auf die Stadtentwicklung nehmen?

Jedes Objekt, das neu entsteht, und auch jede restaurierte Fassade kann gut oder weniger gut gemacht sein und nimmt unweigerlich Einfluss auf die Gestalt unserer Stadt. 

Bereuen Sie selbst eines Ihrer Bauvorhaben?

Bereuen nicht. Aber es ist schon so, dass man hinterher immer noch etwas schlauer ist als vorher. Ist ein Bauvorhaben erst einmal fertig gestellt, sieht man Details, die man zukünftig anders machen würde. Davon abgesehen, Veränderungen dienen ja auch immer der Weiterentwicklung, und von daher sehe ich das Ganze auch positiv. Die absolute Perfektion gibt es sowieso nicht.

Wer seinen Traum vom eigenen Haus realisieren möchte, sollte wie vorgehen?

Zunächst sollte man sich einen guten Planer suchen und mit ihm unverbindlich ein Gespräch führen. Ich finde es auch durchaus richtig, wenn man sich danach noch eine zweite oder sogar eine dritte Meinung einholt, um Alternativen zu haben. Bei diesen Gesprächen sollte dann nicht nur die Architektur im Vordergrund stehen, auch die Entwicklung der Kosten und die dafür notwendige Finanzierung muss geprüft werden.

Ein Wort zu den Handwerksbetrieben der Innstadt. Finden Sie hier die Kompetenz, die Sie zur Umsetzung Ihrer Ideen benötigen?

Wir bauen in der Regel nur im näheren Umkreis von Wasserburg. Ebenso halten wir es mit den Handwerksbetrieben. Allesamt stammen aus dem Landkreis Rosenheim oder den angrenzenden Landkreisen. Wir verfügen in Deutschland und ganz speziell in unserer Region in der Tat über hervorragende Kompetenzen, was die Qualität und den Leistungsumfang der Handwerksbetriebe betrifft. Uns mangelt es an nichts.

Bauen Sie gerne in Wasserburg?

Oh ja. Jeder Platz, jedes Haus hat eine mehrhundertjährige Geschichte, die erforscht sein und in die Planung einfließen soll. Das gleicht ein wenig der Arbeit eines Detektivs, anderswo gibt es so etwas nicht.

Welches Gebäude würden Sie gerne als nächstes bauen?

Nach dem Tod vom „Frommer-Gust“ stand dessen Haus, direkt neben unserem Büro gelegen, leer. Wir alle hier im Büro träumten seitdem davon, dieses Haus zu restaurieren. Einer meiner Mitarbeiter hat sich sogar ernsthaft bemüht das Haus zu erwerben, leider vergeblich. Nun wurde es verkauft und der neue Eigentümer hat uns tatsächlich vor zwei Monaten den Planungsauftrag für dieses Objekt erteilt, was uns natürlich sehr freut. 

Die Architektur hängt oft mit finanziellen und wirtschaftlichen Aspekten zusammen. Ärgert Sie das?

Nein, ich sehe das eher als eine Herausforderung.

Ihnen wird nachgesagt, dass Sie Ihrer Architekturauffassung treu bleiben. 

Ich hoffe, dass es so ist. Aber einschränkend muss ich sagen, dass wirtschaftliche Zwänge es manchmal nicht erlauben, den optimalen Entwurf zu realisieren oder den idealen Baustoff zu verwenden. Dann wird man zu Kompromissen gezwungen. 

Sind Sie manchmal froh, dass nicht jeder, der bei Ihnen reinkommt, als Kunde wieder rausgeht?

Einerseits haben wir derzeit so viele Aufträge, dass wir immer wieder Anfragen absagen müssen, anderseits gibt es Bauvorhaben, die mit unseren Vorstellungen nicht konform sind - die realisieren wir auch nicht. 

Welches war für Sie das spannendste Projekt?

Das Kulturforum. Eine ambitionierte Planung mit sehr engem Kostenrahmen, den wir dann letztendlich doch einhalten konnten - trotz der extrem schwierigen Bedingungen aufgrund der Hanglage. Ich hatte seinerzeit jedenfalls viele schlaflose Nächte. 

Wer sind Ihre Auftraggeber?

Mit Peter Dörr und seiner „Stadthaus Bau- und Sanierungs GmbH“ verfügt unser Büro über einen Dauerauftraggeber, für den wir im Schnitt ein Haus pro Jahr planen und bauen dürfen. Hinzu kommen einige Aufträge aus öffentlicher Hand, für die wir in den letzten Jahren beispielsweise fünf Schulen gebaut, beziehungsweise renoviert haben. Und dann gibt es natürlich noch eine große Zahl an privaten Bauherren, die uns mit Einfamilien- und auch Mehrfamilienhäusern beauftragen. Der Schwerpunkt liegt heute aber immer häufiger im Bereich der Sanierung als im Neubau. Inzwischen prägt sie drei Viertel des Büroumsatzes.

Kommen wir zum Thema „Verantwortung des Bauherrn und des Planers“.

Aufgrund der bereits erwähnten Klimaprobleme tragen wir als Planer schon eine bedeutende Verantwortung. Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele unserer Regierung umsetzen zu können reicht es leider nicht aus, die Erzeugung der benötigten Energie von fossil auf regenerativ umzustellen. Vielmehr sind wir gefordert, zukünftig auch deutlich weniger Energie zu verbrauchen. Durch hochwärmegedämmte Neubauten, vor allem aber durch ambitionierte Sanierungen, können wir dazu deutlich beitragen. Man muss sich vorstellen, dass pro Jahr nur ein Prozent des Bestands an Häusern neu gebaut wird. Demnach benötigen wir also hundert Jahre, um alles einmal komplett neu zu bauen. Bis zum Jahr 2050, in dem wir ja nur noch zwanzig Prozent des CO2-Ausstoßes von 1990 haben wollen, sind es nur noch vierzig Jahre. Wenn wir jedes Bestandshaus in dieser Zeit entsprechend modernisieren wollen, müssen wir pro Jahr zweieinhalb Prozent des Bestands sanieren. Und davon sind wir derzeit noch sehr weit entfernt. Darüber hinaus werden immer noch Neubauten in erschreckend schlechter energetischer Qualität errichtet. Da ist das Verantwortungsbewusstsein bei vielen Bauherrn, Bauträgern aber auch Kollegen noch deutlich zu gering.

Wenn es um die Zukunft der Architekten geht, mischen sich seit geraumer Zeit Negativprognosen mit Formulierungen von Existenzängsten. Haben Sie berufliche Zukunftsängste?

Ich persönlich nicht, aber dass die Architektur der akademische Berufszweig mit der höchsten Arbeitslosenquote von knapp zwanzig Prozent darstellt, ist für viele Kollegen bittere Realität. 

Wieso trifft Sie das nicht?

Weil aus meiner Öko-Spinnerei, meinem Nischenprodukt „Energieeffizientes Bauen“ inzwischen Mainstream wurde. Darüber hinaus beschäftige ich mich seit über zehn Jahren mit dem „Passivhaus“, bei dem auf ein konventionelles Heizsystem verzichtet werden kann. Mein im Jahr 2001 in der Wasserburger Altstadt errichtetes Bürohaus dürfte das erste Passivhaus im Landkreis Rosenheim gewesen sein. Angesichts steigender Rohstoffpreise interessant.

Worum handelt es sich dabei konkret?

Ein „Passivhaus“ ist ein Gebäude, das weitestgehend ohne zusätzliche aktive Wärmeerzeugung auskommt. Statt herkömmlicher Heizanlagen decken passive Wärmequellen, wie die Sonne, Haushaltsgeräte oder auch die Hausbewohner selbst, einen Großteil des Wärmebedarfs ab. Eine separate Heizung wird immer dann entbehrlich, wenn der Heizbedarf unter zehn Watt pro Quadratmeter liegt. In diesem Fall kann die noch erforderliche Restwärme über ein Zuluftsystem mit Wärmerückgewinnung erzeugt werden. Wer sich für dieses Projekt interessiert, dem gebe ich gerne weitere Informationen.

Gibt es hier auch Beratung beim Thema „Innenarchitektur“?

Ja, in unserem Team gibt es auch einen Innenarchitekten, der bei der Umsetzung individueller Wohnwünsche berät und unterstützt, und der dafür Sorge trägt, dass man sich in seinen vier Wänden wohlfühlt. 

Wie gestalten Menschen, deren Beruf es ist, für Andere Raum zu schaffen, ihre eigenen Refugien? Wo und wie wohnen Sie?

Ich wohne mit meiner Familie in einem Handwerker-Sacherl aus dem 19. Jahrhundert. Wir haben das Haus vor fünfundzwanzig Jahren als Mieter bezogen und später gekauft. 2005 wurde es grundlegend energetisch saniert mit Außenwärmedämmung, Kastenfenstern, Solar- und Lüftungsanlage sowie Holzheizung. 

Was halten Sie von dem Begriff „Stararchitekt“?

Da gibt es ja nur ein paar wenige auf der Welt. Für unseren Berufsstand finde ich deren Berühmtheit sogar ganz gut, denn sie entwickeln bei der Bevölkerung Lust nach guter Gestaltung. Ob die Projekte dieser Stars unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit auch so berühmt wären, sei mal dahingestellt. Sie bedienen sich bei Ihrer Tätigkeit eines Netzwerks mit dem Namen „Q5“. Welche Bedeutung lassen sie ihm zukommen?

Für die kleinen Architekturbüros ist es oft sehr schwierig, alle betriebsnotwendigen Informationen wie beispielsweise neue DIN-Vorschriften, Bau- oder Honorarordnungen zu studieren. Eigentlich wollen wir alle doch nur Häuser planen und bauen. Das hat uns vor einigen Jahren zusammengeführt. „Q5“ besteht aus fünf, seit Jahren befreundeten, Architekten, die sich in Grundfragen der Architektur einig sind. Wir wussten, dass wir alle über sehr gute Kompetenzen auf dem Gebiet des ökologischen Bauens verfügen, die aber einzeln nicht rüberbringen können, weil das Budget als Einzelbüro zu klein ist, um für diese Architektur zu werben. Das machen wir jetzt seit fünf Jahren gemeinsam - und zwar sehr erfolgreich.

Herr Kröff, vielen Dank für das Gespräch.

     
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