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ALOIS FRANK

Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg
Edition: Ebersberg 2004

   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Gesundheits-check - Alois Frank ist Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg. Verleger Ralf Hansen unterhielt sich mit ihm über das Dienstleistungsangebot der Klinik, die Situation im Gesundheitswesen und über sein persönliches Aufgabengebiet.

Ein Krankenhausaufenthalt ist in den meisten Fällen mit persönlicher Sorge, Unsicherheit und manchmal auch Angst verbunden. Ärzte und Pflegekräfte, die technischen Dienste, Küche und Wirtschaftsdienste sowie alle sonstigen Mitarbeiter der Kreisklinik Ebersberg sind deshalb bestrebt, durch ihr Handeln eine hohe Qualität der angebotenen Dienstleistungen zum Wohle des Patienten zu erzielen. Für den reibungslosen Ablauf und das Zusammenspiel aller Geschehnisse in der Klinik zeichnet Alois Frank verantwortlich. Verleger Ralf Hansen besuchte den Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg und führte mit ihm ein Gespräch.

 

Herr Frank, seit rund drei Jahren sind Sie als Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg bestellt. Welche Tätigkeiten umfasst Ihr Aufgabengebiet?

Mein Hauptaufgabengebiet besteht darin, Mittler zu sein zwischen der Ökonomie eines Krankenhauses und der Medizin sowie der Pflege. Diese Dinge waren in der Vergangenheit noch manchmal Gegensätze, sind aber mittlerweile gut zusammengewachsen. Die jahrelange finanzielle Deckelung in den Krankenhäusern hat auch die Ärzte zum ökonomischen Denken veranlasst und auch Krankenhausmanager denken mittlerweile patientenorientiert.

Wo sehen Sie die besonderen Stärken der Klinik?

Die Kreisklinik Ebersberg ist mit allen wesentlichen Fachabteilungen, die zur Versorgung der Bevölkerung notwendig sind, medizinisch bestens aufgestellt. Unsere besonderen Stärken liegen in der interdisziplinären Zusammenarbeit im Sinne einer ganzheitlichen Patientenversorgung, bei einem sehr hohen medizinisch-technischen Standard. 

Das Deutsche Gesundheitswesen kränkelt. Welche Probleme beschäftigen Sie derzeit am meisten?

Das Hauptproblem das uns derzeit bewegt, ist eine sich ständig ändernde Gesetzeslage und die für die Krankenhäuser damit verbundene, völlig fehlende Planungssicherheit. Was uns darüber hinaus bewegt, ist das Einnahmeproblem der gesetzlichen Krankenversicherungen. Das führt dazu, dass das Geld nicht der Leistung folgt, außerdem sind die neuen Verteilungs- und Abrechnungssysteme nach den »Diagnosis Related Groups«, kurz DRG genannt, extrem bürokratisch behaftet und beinhalten ein sehr hohes Streitpotential. Das führt dazu, dass unsere Ärzte in zunehmendem Maße an den Schreibtisch gefesselt werden, obwohl wir sie lieber noch mehr bei den Patienten sehen würden. Über ein gutes EDV-System und Stationskommunikationssystem versuchen wir aber, den Ärzten diese bürokratische Arbeit so leicht wie möglich zu machen. Was uns zusätzlich belastet, ist die neue Arbeitszeitgestaltung nach dem EU-Recht. Auch hier bereiten wir uns sehr ausführlich vor, so dass wir zum Zeitpunkt 1. Januar 2006 gut vorbereitet in diese neuen Arbeitszeitmodelle gehen können.

Ergänzend dazu: Bereits im Oktober 2000 hat sich der Europäische Gerichtshof entschieden, dass der Bereitschaftsdienst von Krankenhausärzten in Form persönlicher Anwesenheit im vollen Umfang als Arbeitszeit angesehen werden muss. Wurde dieser Entscheidung in Ihrem Haus bereits Rechnung getragen?

Ja, teilweise wurde dem bereits Rechnung getragen. Wir haben ja jetzt zwei Jahre Zeit, uns auf dieses neue Recht umzustellen und wir sind in vielen Teilbereichen bereits gut vorbereitet, arbeiten aber wie gesagt an dieser Vorbereitung weiter. 

Ihre Aufgabe ist es, das Haus wirtschaftlich zu führen. Mit welchen Problemen werden Sie speziell konfrontiert?

Die Kreisklinik Ebersberg hat natürlich auch individuelle Schwächen. Individuelle Schwäche heißt, dass unsere bauliche Situation noch nicht vollständig optimiert ist. Wir sind zwar in Teilbereichen sehr modern ausgestattet, aber es müssten noch einige Sanierungsabschnitte folgen. Im Oktober beginnt der fünfte Bauabschnitt, dem ein sechster hoffentlich in Kürze folgen wird. Diese beinhaltet drei neue Stationen sowie eine vollständige Erneuerung des Funktionstraktes. Diesem Bauabschnitt und dem geplanten Neubau schließt sich dann in den nächsten Jahren die restliche Sanierung der bestehenden Gebäude an. Hinsichtlich der Finanzierung dieser Projekte ist festzustellen, dass die Mittel des Staates bei weitem nicht mehr so fließen, wie das noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Kreisklinik Ebersberg hat aber das Glück, dass sie in dem Jahreskrankenhausbauprogramm 2008 mit dem fünften Bauabschnitt berücksichtigt werden konnte. Wir hoffen, dass der sechste Bauabschnitt im nächsten Jahr dann ebenfalls in einem Jahreskrankenhausbauprogramm berücksichtigt werden kann. Diese späte Aufnahme bedeutet aber, dass der Landkreis mit relativ hohen Finanzierungskosten belastet wird.

Aber es ist schon so, dass auch in Ihrem Hause, genau wie in allen anderen Versorgungseinrichtung dieser Art, gespart werden muss?

Es wird sogar erheblich gespart. Wir versuchen hier die Gratwanderung zwischen einer optimalen Patientenversorgung und den wirtschaftlichen Notwendigkeiten vernünftig zu gehen. Gemeinsam mit allen Beteiligten ist es uns aber im letzten Jahr gelungen, die Fachkosten erheblich zu senken, und die Personalkosten in einem akzeptablen Rahmen zu halten.

Wo sparen Sie in Zeiten wie diesen denn nun ein?

Wir sparen vor allen Dingen dadurch, dass wir die Abläufe so weit wie möglich straffen und die Prozessqualität erhöhen. 

Patienten könnten da auf die Idee kommen, dies ginge zu Lasten der Qualität ihrer medizinischen Versorgung.

Im Gegenteil, die Qualität wird laufend gesteigert und die Kreisklinik beteiligt sich seit Jahren an externen und internen Qualitätssicherungsmaßnahmen. Wir haben auch ein internes Qualitätsmanagementsystem eingeführt. Dies führt dazu, dass Arbeitsabläufe organisatorisch optimiert werden und somit eine optimale Qualität der Versorgung geboten werden kann.

Stichwort »Integrierte Versorgung«?

Für uns ein wichtiges Thema. Wir sind mit mehreren Vorschlägen bereits an die Kostenträger herangetreten und haben dort Vorschläge dazu hinterlegt. Im Moment gibt es dazu noch keine Vorzeigeprojekte, sie werden alle erst beantragt. Die Theorie ist verlockend, besagt sie ja, dass in Zukunft stationäre und ambulante Behandlung besser miteinander vernetzt werden und dadurch Doppeluntersuchungen und Doppelbehandlungen gestrichen werden. Im Rahmen der Integrierten Versorgung ist uns auch die Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten sowie mit Rehakliniken und anderen Krankenhäusern sehr wichtig. Wir hoffen deshalb, dass unsere Vorstellungen bei den Krankenkassen auch Gehör finden und angenommen werden.

Ist Ihnen Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen medizinischen Einrichtungen des Landkreises wichtig?

Die Zusammenarbeit und Kooperation mit anderen Einrichtungen sind uns zunehmend wichtiger, denn kein Krankenhaus wird es auf Dauer alleine schaffen, wirtschaftlich zu überleben. Es gibt daher Bestrebungen der intensiven Zusammenarbeit, natürlich insbesondere mit den Kreiskrankenhäusern aber auch mit anderen Krankenhäusern, selbstverständlich auch mit Privatkliniken, mit Reha-Einrichtungen sowie mit den niedergelassenen Ärzten.

Sehen die Ärzte im Landkreis Ebersberg die Klinik auch als Mitbewerber im gesundheits-technischen Bereich?

Ja, sie sehen uns durchaus als Mitbewerber, aber insbesondere sehen sie die Kreisklinik auch als Partner. Wir haben gerade in diesem Jahr eine Einweiserstudie bei den niedergelassenen Ärzten im Landkreis durchgeführt, um uns noch besser auf die Erfordernisse, die die niedergelassenen Ärzte an uns stellen, einstellen zu können. Diese Einweiserstudie hat uns wertvolle Hinweise gegeben, vor allem hat es uns gezeigt, dass die Stellung der Kreisklinik gegenüber den niedergelassenen Ärzten von guter Partnerschaft geprägt ist.

Gibt es Belegärzte?

Es gibt an der Kreisklinik Ebersberg auch Belegärzte für Urologie, Orthopädie, Augenheilkunde sowie Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde.

Wer ist Träger der Klinik?

Hundertprozentiger Träger der Kreisklinik, die als gemeinnützige GmbH geführt wird, ist der Landkreis Ebersberg.

Sicherlich wurde auch schon mal von einer Verschlankung der Verwaltung gesprochen?

Wir setzen seit vielen Jahren auf eine sehr schlanke Verwaltung. Im Benchmark ist die Kreisklinik Ebersberg im Verwaltungsbereich im oberen Viertel angesiedelt, so dass wir uns da nicht verstecken müssen.

Wie sehen Sie die Zukunft im Gesundheitswesen, was wird sich weiterhin ändern?

Für die Zukunft im Gesundheitswesen hoffe ich, dass sich die wohnortnahe Versorgung aufrecht erhalten lässt. Allerdings wird nicht mehr alles überall angeboten werden können. Die Spezialisierung wird weitergehen, so dass verschiedene Teilbereiche nur noch an bestimmten Orten angeboten werden.

Im Gespräch ist eine elektronische Chipkarte. Bekommen wir jetzt den gläsernen Patienten?

Davor habe ich eigentlich weniger Angst. Die Chipkarte wird eher eine wesentliche Verbesserung unserer großen Bürokratie bringen, die damit ein wenig abgebaut werden könnte. Aber sie wird wohl nicht zeitgerecht in Angriff genommen werden können, denn in der vergangenen Woche konnte man der Presse bereits entnehmen, dass sich die Einführung verzögern wird.

Das Krankenhaus ist auch ein bedeutender Arbeitgeber für die Bürger des Landkreises. Wie viele Arbeitsplätze stellen Sie hier insgesamt zur Verfügung?

Die Kreisklinik Ebersberg ist der größte Arbeitgeber im Landkreis. Sie beschäftigt rund 630 Personen in Voll- und Teilzeit. Den absolut größten Anteil an den Beschäftigten nehmen natürlich weibliche Mitarbeiter ein.

Mit welchen Fragen wenden sich die Mitarbeiter an Sie?

Die Mitarbeiter wenden sich eigentlich mit allen Fragen an mich, die die Konzeptionen der Klinik betreffen. Und das ist auch eine der Hauptaufgaben die wir, das Direktorium, die Chefärzte und das mittlere Management, die Oberärzte und auch die Abteilungsleiter, gemeinsam erledigen. Neue Konzeptionen müssen gemeinsam entwickelt werden, man kann sie einer Klinik nicht einfach überstülpen, sondern sie müssen insbesondere von der mittleren Führungsebene mitgetragen werden. Nur so kann man zukunftsorientiert arbeiten.

Wer unterstützt Sie bei Ihrer persönlichen Arbeit?

Eigentlich ist es umgekehrt. Ich versuche die Führungskräfte hier im Hause bestmöglich zu unterstützen, damit sie ihre Arbeit gut machen können.

Welche Qualität muss eine ärztliche Beratung Ihrer Meinung nach haben?

Sie muss sich um den Menschen als Ganzes kümmern, das ist eigentlich der wichtigste Punkt. Und die Medizin die gemacht wird, muss auch evidenzbasiert sein. Das heißt, dass sie wissenschaftlicher Grundlage entspricht und nicht auf Hören, Sagen oder Probieren beruht. Es muss eine gute, wissenschaftlich fundierte Medizin sein.

Wodurch ist der medizinische Versorgungsauftrag des Hauses besonders geprägt?

Der medizinische Versorgungsauftrag ist dadurch geprägt, dass wir hier über nahezu alle wichtigen Fachabteilungen die es überhaupt gibt, verfügen. Mit wenigen Ausnahmen, die außerhalb des Landkreises in München, zumeist in den Universitätskliniken, dann noch angeboten werden.

Haben Sie die Möglichkeit einer ambulanten Betreuung Ihrer Patienten?

Selbstverständlich ist die Kreisklinik in die ambulante Versorgung insbesondere Notfallversorgung eingebunden. Wir haben im Jahr circa 20.000 ambulante Patienten hier im Hause und der Gesetzgeber zwingt uns zum Ausbau der ambulanten Versorgungsmöglichkeiten. Diesen Ausbau haben wir zum Beispiel schon dadurch berücksichtigt, dass wir ein ambulantes OP-Zentrum eingerichtet haben, mit dem nicht nur die Ärzte unserer Hauptabteilungen sondern auch die Belegärzte ambulant operieren. Den weiteren Ausbau wollen wir aber moderat angehen, denn wir möchten den hier niedergelassenen Ärzten, die die ambulante Versorgung schwerpunktmäßig anbieten, nicht groß Konkurrenz machen. Selbstverständlich wollen wir aber auch keine der Behandlungsmöglichkeiten, die wir bisher angeboten haben, aufgeben.

Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf aus?

Der typische Tagesablauf ist geprägt von Gesprächen, Sitzungen und Konferenzen, daneben gibt es natürlich auch Informationsveranstaltungen und Außentermine, die wahrgenommen werden müssen.

In Rosenheim befindet sich bereits ein Brustzentrum, ist so eine Einrichtung auch für Ihre Klinik im Gespräch?

Ja, ein Brustzentrum ist auch für die Kreisklinik Ebersberg im Gespräch. Wir führen zur Zeit Verhandlungen mit der AOK Bayern. Es soll in Kooperation mit dem Bertreuungszentrum in Vogtareuth ein gemeinsames onkologisches Brustzentrum aufgebaut werden.

Was wird sich in der Zukunft der Kreisklinik Ebersberg verändern?

Im Jahre 2005 werden die zwei Chefarztpositionen der chirurgischen Abteilung neu besetzt werden. Es ist uns gelungen, zwei sehr kompetente Chefärzte zu gewinnen. Daneben ist natürlich die Sanierung des Krankenhauses ein zentraler Schwerpunkt im nächsten Jahr.

Ist eine räumliche Ausbreitung noch möglich?

Aufgrund der Grundstücksgröße ist eine räumliche Ausweitung nur bedingt möglich. Die letzten räumlichen Möglichkeiten werden durch den Bau vier bis sechs ausgeschöpft. Daneben muss man aber auch berücksichtigen, dass durch die Einführung der bereits genannten »Diagnosis Related Groups«, und der ständig verkürzten Verweildauer zur Zeit eine Erweiterung des Hauses auch nicht notwendig erscheint.

Wer ist für die Schulung Ihrer Mitarbeiter zuständig?

Die Kreisklinik Ebersberg hat sich Fortbildungszentren, wie zum Beispiel einer Ausbildungsstelle für operationstechnischen Assistentinnen in Rosenheim, angeschlossen. Im Bereich der Pflege werden durch die Pflegedirektion Fort- und Weiterbildungen durchgeführt. Im ärztlichen Bereich werden selbstverständlich in regelmäßigen Abständen sowohl für die niedergelassenen Ärzte, als auch für die angestellten Ärzte Fortbildungsmaßnahmen in der Kreisklinik durchgeführt.

Was tun Sie selbst für Ihre Gesundheit?

Eher etwas zu wenig. Ich fahre am Wochenende ab und zu mit dem Fahrrad, ansonsten versuche ich vernünftig zu leben und mich richtig und gesund zu ernähren.

Ein kurzer Überblick auf Ihren persönlichen Lebenslauf. 

Ich bin gebürtiger Niederbayer, arbeitete und wohnte bis zu meinem 31. Lebensjahr in München. Bevor ich hier an die Kreisklinik Ebersberg kam, war ich Mitarbeiter der Verwaltung im Klinikum „Rechts der Isar“. Danach zog ich nach Ebersberg und bin seitdem in der Kreisklinik Ebersberg tätig. Seit dem 1. Januar 1976 war ich hier als Verwaltungsleiter tätig, vor knapp drei Jahren wurde ich zum Geschäftsführer berufen.

Welche berufliche Qualifikation mussten Sie für Ihre Tätigkeit erwerben?

Ich habe eine kaufmännische Ausbildung als Industriekaufmann absolviert und war später Beamter des gehobenen und höheren Dienstes, bevor ich Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg wurde. Meine gezielte berufliche Qualifikation beruht im wesentlichen auf die langjährige Erfahrung, die ich sowohl im Klinikum „Rechts der Isar“ als auch im Laufe der letzten Jahrzehnte hier im Hause gesammelt habe.

Herr Frank, ich danke Ihnen für das Gespräch.

     
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