Seit mehr als 25 Jahren steht der Name SOMIC als Synonym für innovative Verpackungstechnik. Namhafte Firmen aus den
unter- schiedlichsten Bereichen der Lebensmittelindustrie gehören zu den Kunden des Unternehmens. Die STADTBROSCHÜRE sprach mit dem Inhaber Manfred
Bonetsmüller. Fazit vorab: Ein Mann mit geballter Kreativität und Kompetenz.
Herr
Bonetsmüller, wie gefällt Ihnen denn unser Arbeitstitel »Verpackungskünstler«?
Ich glaube,
dass er sehr zutreffend ist.
Zu Beginn der Akquisition zu unserer STADTBROSCHÜRE erfragen wir bei unseren Kunden und Lesern immer einen
Wunschkandidaten für unser Interview. Dabei fiel immer wieder entweder Ihr Namen oder der Ihres Unternehmens. Macht Sie das ein wenig
stolz?
Ich habe eigentlich keinen so hohen Bekanntheitsgrad innerhalb von Wasserburg erwartet, weil die Geschäftskontakte eher überregional, wenn nicht international
sind.
Welchem Aufgabenbereich stellt sich Ihr
Unternehmen?
Unsere Tätigkeit
umfasst die Entwicklung und den Bau von Kartoniersystemen, mehrformatigen Verpackungsanlagen, die auch bereits künftigen Marktanforderungen gerecht werden. Dazu gehören
Tray-Verpackun- gen, Wrap-around-Verpackungen, Display-Verpackungen ein- oder mehrteilig sowie Faltkarton-Verpackungen. Der modulare Aufbau unserer Maschinen ermöglicht optimale Anpassung und maßgeschneiderte Lösungen zur kompetenten Umsetzung von Verpackungsanforderungen, Endverpackungswünschen und
Leistungsvorgaben.
Wer zählt zu Ihren Kunden und bis wohin liefern
Sie?
Der Schwerpunkt liegt ganz eindeutig in Mitteleuropa, wobei wir natürlich über eine ganze Reihe bundesdeutscher Auftraggeber verfügen. Aber wir haben auch schon Maschinen nach Australien
geliefert.
Sie feierten im vergangenen Jahr das 25-jährige
Firmenjubiläum. Erzählen Sie uns etwas über die Firmengeschichte?
Das Unternehmen wurde 1974 in Vogtareuth gegründet. Wir begannen in einem umgebauten landwirtschaftlichen Gebäude, in Wasserburg sind wir seit August 1978 ansässig. Von Anfängen, die sich vor allen Dingen mit der Herstellung von Sondermaschinen und Einzelanfertigungen
beschäftigten, haben wir uns zu unserem heutigen Kerngeschäft, den Endverpackungsmaschinen,
entwickelt.
Verraten Sie uns ein paar Firmendaten?
Wir beschäftigen hier circa 70 Mitarbeiter, davon über 20 Prozent im Bereich Konstruktion und Entwicklung. Die SOMIC erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 13,5 Millionen
Mark.
Die korrekte Firmenbezeichnung lautet SOMIC Sonder-
maschinen GmbH & Co. KG. Daraus lässt sich ableiten, dass Sie wirklich fast ausschließlich Einzelanfertigungen herstellen. Findet eine Ihrer Maschinen nicht auch einmal Verwendung für andere
Kunden?
Nur ganz selten. Wir stellen fast ausschließlich individuell gefertigte Maschinen her und sorgen damit für eine kompetente Umsetzung der Endverpackungswünsche unserer Kunden. Die Umsetzung
erreichen wir zum einen durch die Verwendung von Maschinenkomponenten, die einmal entwickelt in ihrer Funktion festliegen und dann immer wieder verwendet werden, zum anderen aus Komponenten, die dann letztlich die neue Komposition ausmachen. Wir haben dabei nicht nur die Funktionssicherheit und Flexibilität zu beachten, auch die optimale Anpassung an räumliche Gegebenheiten sind für unsere Arbeit von großer
Wichtigkeit.
Ihre Referenzliste liest sich wie ein
»Who is Who« der großen Lebensmittelhersteller, aber die beiden großen Wasserburger Anbieter, Bauer und
Meggle, fehlen.
Richtig ist,
dass wir bei der Firma Bauer vor allem mit Steigenaufrichtern und mit Palettieranlagen sehr gut repräsentiert sind, aber wir haben in unserer Referenzliste nur unser Kerngeschäft genannt. Das, was wir sonst noch alles machen, taucht dort gar nicht auf. Wir wollen auch keine Werbung für Sonderlösungen und für ausgesprochene Nischenprodukte machen.
Was ist derzeit en vogue und auf welche Kriterien bei den Verpackungsformen achtet der Endverbraucher
eigentlich?
Die Verpackungsobjekte unserer Kunden werden immer ausgefallener. Schon deshalb, weil sie sich dadurch auf dem internationalen Markt differenzierter positionieren können. »En vogue« heißt ja nicht nur,
dass der Endverbraucher auf die Farbe und das
Design der Verpackung achtet, er will ja auch dem Trend der Zeit folgen, die Umwelt mit möglichst wenig
Verpackungs- material zu belasten. Weil auf diesem Gebiet eben ständig weiterentwickelt wird, müssen auch wir uns den Gegebenheiten angleichen und entsprechend
konstruieren. Es gibt sogar eine Formel, nach der wir arbeiten müssen: Je geringer das Verpackungsmaterial ist, um so aufwendiger
muss die Verpackungstechnik
sein.
Achtet der Kunde heute mehr auf die Schönheit einer
Verpackung, auf die Qualität des Inhalts oder auf den Namen des
Herstellers?
Ich würde mal sagen,
dass der Verbraucher wohl auf alle genannten Möglichkeiten achtet.
Und was war Ihr größter Auftrag?
Unser größter Auftrag war eine
Pralinenverpackungsmaschine für rund zwei Millionen
Mark.
Welcher Unternehmensauftrag würde denn Ihr Herz etwas höher schlagen
lassen?
Zehn gleiche Maschinen.
Schildern Sie uns mal Ihren ganz persönlichen
Lebenslauf.
Ich bin ein Gemisch aus Bayer und Rheinländer. Mein Vater ist Oberbayer und meine Mutter ist Rheinländerin, was auch meinen Lebensweg bestimmt hat, weil ich mal hier und mal dort gewesen bin. Aber 80 Prozent meines Lebens habe ich schon hier in Bayern verbracht. Nach der Schule habe ich Maschinenbau studiert, danach habe ich eine klassische Laufbahn zunächst als Konstrukteur, als Beratungsingenieur und später dann als Unternehmer
absolviert.
Im Laufe des Jahres werden Sie Ihr Unternehmen nach Amerang verlegen. Gab es hier in Wasserburg keine echte
Alternative?
Nein, leider gab es kein vergleichbar geeignetes und vor allem bezahlbares Grundstück.
Im Organigramm Ihres Firmenprofils taucht auch der Name Ihrer Frau auf. Wie haben Sie sich Ihre Aufgabenbereiche
geteilt?
Meine Frau ist für das Controlling und für die Administration zuständig, ich selbst zeichne für den Verkauf und die Unternehmensführung verantwortlich. Der technische Leiter des Unternehmens ist Heribert Rußwurm und Bernhard Wild ist für die zentrale Materialwirtschaft inklusive der Teilefertigung zuständig.
Wie beurteilen Sie generell den Standort Deutschland?
Positiv. Aber die Bedingungen finde ich nicht gut. Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn das für Investitionen
bestimmte Geld weggesteuert wird oder Gegenstand eines Steuerverhinderungsslaloms ist, dann kann man nicht von einem günstigen Umfeld sprechen. Wir könnten den besten Standort der Welt haben, trotz und wegen der Globalisierung. Die Lust an der Lähmung ist allerdings unverkennbar sehr groß. Aber wie sagt man so schön: Es ist nie zu spät...
Erfolg und
Misserfolg liegen oft ganz nah beieinander. Gab es schon mal eine richtig große
Panne?
Nein, kann ich nicht sagen. Fehler passieren ja überall einmal. Und von Insolvenzen unserer Kundschaft, ein großes Problem für manche
Unternehmer, kann ich auch nicht berichten. Die
Adressenliste, die wir vorweisen können, sagt schon ein wenig über das Qualitätsniveau unserer Kunden
aus.
Ihre Kundschaft, das entnehmen wir Ihrer Firmenbroschüre, sitzt offenbar in der ganzen Welt. Das erfordert sicherlich eine rege Reisetätigkeit?
Von Zeit zu Zeit schon.
Wem würden Sie nichts verkaufen, auch wenn der Profit noch so groß wäre?
Dem, der nicht bezahlt.
Wie kommen Sie denn mit Konkurrenz-Unternehmen klar? Haben Sie überhaupt
Mitbewerber?
Natürlich haben auch wir Mitbewerber, wenn auch nur eine kleine Hand
voll.
Was unterscheidet Sie von anderen Unternehmen ihrer
Branche?
Flexibilität auf der ganzen Linie. Und zwar bei der
Produktanpassung, bei der Verpackungsform und bei der Qualität der Verpackung. Und das erreichen unsere Konstrukteure mit schnellem Formatwechsel ohne
Werk- zeuge, mit vorgegebenen, exakt reproduzierbaren Einstellwerten und mit
individuellen Verpackungsprogrammen bei all unseren Maschinen. Vor jeder Planung oder Projektierung steht eine umfangreiche Analyse der Aufgabenstellung, die
Ausarbeitung eines gewünschten Preisangebotes und die Realisierung des gewünschten Zeitplanes. Unser Leistungspaket
umfasst selbstverständlich die Montage vor Ort sowie die Erprobung und die Inbetriebnahme, was auch die Einweisung und Schulung des Bedienungs- und Wartungspersonals mit einschließt.
Welchen Stellenwert hat für Sie Wasserburg am Inn einerseits als Einkaufsstadt, andererseits als
Industriestandort?
Als Sitz des Unternehmens und auch als der Ort, in dem ich die meiste Zeit verbringe, schon einen sehr positiven Wert. Wenn wir in diesem Jahr nach Amerang umziehen, dann im
Bewusstsein, dass es nicht weit von Wasserburg weg ist. Die Infrastruktur Wasserburgs bezeichne ich als
hervorragend.
Kommen wir noch einmal zum Thema »Amerang«. Werden Ihnen alle Mitarbeiter dorthin
folgen?
Der geplante Umzug nach Amerang wurde bisher nicht öffentlich publiziert. Unsere Mitarbeiter waren von diesem Schritt aber schon recht früh unterrichtet, wie sie übrigens in allen wichtigen Vorgänge des Unternehmens aktiv mit einbezogen werden. Wir haben in der SOMIC eine junge Truppe, und wenn es also aus biologischen Gründen nicht mehr mein Unternehmen sein kann, so wird es auf jeden Fall das ihrige bleiben. Da ist es ganz entscheidend,
dass sie über alles Wesentliche unterrichtet sind und sich dazu auch zu Wort melden können. Dafür wird Sorge getragen und wirkt sich positiv auf das Betriebsklima, das Engagement und die Qualität der gemeinsamen Arbeit aus. Ich halte es für besonders wichtig,
dass jeder Mitarbeiter auch ein Stück Unternehmer wird. Jeder kann mehr und mehr erkennen,
dass nicht der Chef Produktqualität anmahnt,
sondern der Kunde. Und nur Letzterer kann schließlich auf Dauer mit seinen Aufträgen für das sichere Einkommen aller
sorgen.
Wen wünschen Sie sich als Firmennachfolger?
Eine möglichst kompetente Person.
Kommt die vielleicht aus der eigenen Familie?
Das kann gut möglich sein. Ich habe zwei Söhne, einer davon ist selbst hier in Wasserburg als erfolgreicher Unternehmer tätig. Ich wünsche mir vor allem jemanden, dem das Unternehmen genauso am Herzen liegt, wie
mir.
Ist die Börse ein Thema für Sie?
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Mit der Börse entfernt sich der Unternehmenszweck aus dem eigenen Hause an einen entfernten Ort. Eine Änderung der Unternehmensform, also eine kleine Aktiengesellschaft, halte ich durchaus für eine interessante Sache.
Und privat gesehen, zur Kapitalanlage?
Daran habe ich kein Interesse. Ich verstehe davon zu wenig und ich bin auch keine
Spielernatur.
Bringt Ihnen der neu gestaltete europäische Markt
Vorteile?
Natürlich ist jetzt vieles einfacher geworden. Es beginnt bei den Zollbestimmungen und endet bei der Parität der Währungen. Da gab es früher schon recht viele Probleme.
Gott sei Dank gehören die der Vergangenheit an.
Womit halten Sie sich körperlich fit, treiben Sie
Sport?
Fit halte ich mich mit Sport und mit Arbeit. Ich spiele hin und wieder Tennis, manchmal fahre ich Ski und, als Tribut an einen maritimen
Lebens- abschnitt, steht einmal jährlich Hochseesegeln auf dem Programm. Ich versuche gut, aber nicht zuviel zu essen, probiere einfach, Balance zu halten. Das
einzige, was überrepräsentiert ist, ist die große Menge an Arbeit. Die habe ich noch nicht so ganz in den Griff bekommen.
Kommen wir noch einmal auf unseren Begriff
»Verpackungskünstler« zurück. Wen oder was würden Sie persönlich gerne einmal einpacken.
Eine gute Frage. Es
muss nicht etwas Bestimmtes sein, was ich einmal einpacken möchte. Es sollte synonym für neue, zukunftsweisende Produkte sein. Es sollte etwas sein,
dass der Markt noch gar nicht kennt und wo wir die marktentscheidenden Schritte von Anfang
mitbegleiten dürfen.
Stellen Sie nur Maschinen her, die verpacken oder fertigen Sie auch Maschinen, die Verpackungen
herstellen.
Im Prinzip beides. Sie müssen sich das so vorstellen: Unsere Maschinen müssen zunächst das Produkt kontrolliert aufnehmen - teilweise
manch- mal mehrere hundert Stück pro Minute. Sie müssen dann gruppiert, gesammelt und danach mit ein- oder mehrteiligen Verpackungen umhüllt werden. Der Karton wird als flacher Zuschnitt geliefert, daraus wird dann eine komplette Packung
gefertigt.
Ein wenig Politik: Wen mögen Sie lieber, Schröder, Kohl oder Fischer. Oder gar
keinen?
Ich lege mich da gar nicht auf eine Person fest. Was wir aber brauchen, sind vor allem neue Köpfe. Die Politik
muss aufhören, nur Probleme zu sehen. Vor allem versucht sie, neuen Problemen mit Hilfe von alten Lösungen zu begegnen - und das geht nicht. In der Wirtschaft wären Sie damit schnell weg vom Fenster. Politiker sollten vor allem lernen, Probleme besser vorauszusehen. Die wenigsten Probleme sind plötzlich über uns hereingebrochen, sondern waren
alle- samt voraussehbar. Gefragt sind einfach neue Lösungen, die meiner Meinung nach schon bekannt sind, aber einfach nicht angewandt werden. Ein Blick auf unsere Nachbarn wäre da manchmal recht
erhellend.
Die Verantwortung des Unternehmers für das eigene Geschäft
lässt eine politische Mitarbeit aus Zeitgründen so gut wie nie zu. Nur die wenigsten sitzen deshalb am Schalthebel der Macht, nämlich im
Bundes- tag. Vielleicht auch deshalb, weil führende Politiker einfach unterbezahlt sind im Vergleich zu den großen Wirtschaftskapitänen?
Unsere Informationsgesellschaft bringt es mit sich,
dass Meinungen und Versprechen sehr hoch gehandelt werden. Das gibt wenig Anlass
zu Optimismus. Würden Politiker so wie Menschen in der Wirtschaft an den Ergebnissen, also an ihren Taten gemessen, würde das unsere Volksvertreter schnell auf den rechten Weg zurückbringen.
Gibt es ein geschäftliches Traumziel,
dass Sie noch
verwirklichen
wollen?
Ich möchte den bisherigen Erfolg meines Unternehmens vor allem sichern, aber ich strebe auch danach, es für die Zukunft weiter fit zu machen, natürlich auch Umsatz und Gewinn auf ein sicheres Niveau zu heben und zu
halten.
Zum
Schluss noch zehn Fragen, Sie antworten bitte mit Ja oder Nein: Geld regiert die
Welt?
Ja.
Qualität hat seinen Preis?
Ja.
Kritik trifft mich hart?
Konstruktive Kritik nicht.
Alter schützt vor Torheit nicht?
Nein. Fehler machen wir ja alle, aber irgendwann sollte man ja auch einmal so weit sein, Lebenserfahrungen positiv in die Beurteilung eventueller Torheiten mit
einzubeziehen.
Der Geschmack meiner Kunden ist nicht immer identisch mit
meinem?
Ja.
Ich selbst bin eher ein bescheidener Mensch?
Privat trifft das zu, geschäftlich bin ich eher ein
unbescheidener Mensch, weil ich immer nur das absolut Beste
will.
Manchmal hätte ich große Lust, alles zu
verkaufen.
Nein. Wenn ich diese Lust verspüren würde, könnte ich das ja tun. Aber ich bin jetzt 59 Jahre alt und baue noch einmal einen neuen
Betrieb, das sagt eigentlich alles, oder?
Unsere Kunden überzeugen wir durch Sachverstand.
Ja.
In zwanzig Jahren macht der Ökotrend Verpackungsmaschinen unnütz.
Nein, das Gegenteil ist der Fall.
Ohne meine Mitarbeiter könnten wir uns selbst »einpacken«?
Ja. Eine schöne Frage übrigens.
Herr
Bonetsmüller, besten Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
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